EKD-Jahrestagung Kirche warnt vor Nationalismus und Antisemitismus

Würzburg · Die evangelische Kirche ruft ihre Mitglieder auf, sich Nationalismus und antisemitischer Hetze entgegenzustellen. Versöhnung statt Hass und Misstrauen müssten die Lehre aus Krieg und Judenverfolgung sein, heißt es zum Start der EKD-Jahrestagung.

 Bischof Bedford-Strohm neben Irmgard Schwaetzer: Hauptthema der Kirchentagung ist, wie die Kirche wieder mehr junge Menschen begeistern kann.

Bischof Bedford-Strohm neben Irmgard Schwaetzer: Hauptthema der Kirchentagung ist, wie die Kirche wieder mehr junge Menschen begeistern kann.

Foto: Daniel Karmann

Vor einer Rückkehr von Nationalismus und Antisemitismus hat der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, gewarnt.

Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs vor 100 Jahren und einem weiteren schrecklichen Krieg habe die Bevölkerung damals die richtigen Schlüsse gezogen und "Nie wieder Krieg" sowie "Nie wieder Nationalismus" gefordert, sagte der Münchner Bischof am Sonntag zum Start der Jahrestagung der EKD-Synode in Würzburg.

"Gerade wir Christen werden dafür einstehen, dass die Lehren aus der Geschichte nicht über Bord geworfen werden und die Versöhnung der Völker das oberste Ziel unseres gesellschaftlichen und staatlichen Handelns bleibt", sagte Bedford-Strohm. Hass und Misstrauen dürften keine Zukunft haben, auch wenn insbesondere rechtspopulistische Kräfte versuchten, Ängste zu schüren, zu spalten und den Grundkonsens einer toleranten und weltoffenen Gesellschaft in Frage zu stellen.

Mit Blick auf den 80. Jahrestag der Pogromnacht warnte der Bischof vor einem erneuten Anfachen antisemitischer Hetze. "Wir lassen nicht zu, dass das Holocaust-Mahnmal als Denkmal der Schande bezeichnet und eine erinnerungspolitische Wende um 180 Grad gefordert wird."

Im Eröffnungsgottesdienst der Kirchentagung, bei der das Werben um jungen Nachwuchs im Mittelpunkt steht, rief Bedford-Strohm die Kirche dazu auf, sich stärker für junge Leute zu öffnen. Viele junge Menschen vermissten Gott nicht und stünden dem christlichen Glauben eher distanziert gegenüber. Vielleicht liege das Desinteresse daran, dass junge Menschen in der Kirche, die sie kennen, weder Geist noch Begeisterung spürten.

"Ich möchte, dass sich das ändert", sagte Bedford-Strohm. "Ich wünsche mir, dass wir als Kirche den Geist der Freiheit selbst neu entdecken und uns aus der Kraft dieses Geistes als Junge und Alte gemeinsam auf den Weg machen." Auch Skeptiker sollten Lust bekommen, in der Kirche mitzumachen. Diese sei ein Ort, an dem "weder die normative Kraft der Grauhaarigen herrscht noch irgendein bemühter Jugendkult verbreitet wird". Der Bischof ergänzte in seiner Rede vor der Synode, dass junge Menschen stärker in Gremien der Kirche präsent sein müssten. "An den Orten, an denen strategische Entscheidungen gefällt werden, sind sie noch nicht ausreichend vertreten."

Bei seinem Treffen berät das Kirchenparlament bis zum Mittwoch unter anderem darüber, wie wieder mehr junge Menschen für den Glauben begeistert werden können. Weitere Themen sind die Friedensarbeit sowie die Kirche im digitalen Wandel. Dem Parlament, der sogenannten Synode, gehören 120 Kirchenparlamentarier aus den 20 evangelischen Landeskirchen an. Als Dachorganisation vertritt die EKD die 21,5 Millionen evangelischen Christen in Deutschland.

Am Rande der Jahrestagung der Synode protestierten Mitarbeiter von Diakonie und evangelischer Kirche gegen einen Entwurf zur Änderung des Mitarbeitervertretungsgesetzes der EKD. Darüber soll am Montag beraten werden.

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