Bad Godesberg Katholiken wollen Vertrauen zurückgewinnen

Bonn · Die Bischofskonferenz und Laienvertreter starten einen Erneuerungsprozess. Eine Arbeitsgruppe befasst sich mit Frauen in der Kirche. Bei anderen Foren soll es lum die Ehelosigkeit der Priester gehen.

Wie geht es mit der katholischen Kirche in Deutschland und ihrem Reformprozess weiter? Reinhard Kardinal Marx hat da eine Ahnung: „Schwierig genug wird's, heftig genug wird's auch, das sehe ich alles schon voraus.“ Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz hat sich an diesem Freitagmittag gemeinsam mit dem Präsidenten des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Thomas Sternberg, vor Mikrofone und Kameras gestellt, um über die weiteren Schritte auf dem „synodalen Weg“ zu berichten. Zuvor haben sie darüber mit ihren Delegationen in den Räumen des ZdK-Generalsekretariats in Bad Godesberg beraten.

Worin die Schwierigkeiten bestehen, führt Marx nicht weiter aus. Klar ist aber: Gerade konservative Kräfte in der Kirche lehnen den synodalen Weg ab, den die Bischöfe bei ihrer Frühjahrstagung in Lingen beschlossen haben. Von vier Oberhirten ist die Rede, die im März angekündigt hätten, auf dem Weg der Erneuerung der Kirche nicht mitmachen zu wollen. Augsburgs scheidender Bischof Konrad Zdarsa sprach jüngst zum Beispiel davon, dass ein solcher synodaler Weg „Unsinn“ sei.

Andere in der Kirche wiederum erwarten die Ergebnisse des Erneuerungsprozesses mit großer Spannung und appellieren, den Weg auch gegen Widerstände weiterzugehen. „Seien Sie mutig“, rief die Initiative „Wir sind Kirche“ den Bischöfen am Freitagmorgen in einer Erklärung zu. Nach der jahrzehntelang vertuschten sexualisierten Gewalt seien grundlegende Reformen unabdingbar. Die Frage nach dem Umgang mit Macht könne dabei nicht ohne die Frage nach der Rolle der Frauen in der Kirche angegangen werden, heißt es in dem Schreiben.

Das sehen ZdK und Bischofskonferenz offenbar ebenfalls so, beschlossen sie doch bei ihrem Gemeinsamen Rat am Freitag die Einrichtung eines vierten Forums mit dem Arbeitstitel „Frauen in Diensten und Ämtern der Kirche“. Bei den drei anderen Foren soll es laut Beschluss der Bischofskonferenz um die Ehelosigkeit der Priester, den Umgang mit Macht in der Kirche und die Frage nach der Weiterentwicklung der kirchlichen Sexualmoral gehen. Die Bischöfe hatten die Laien eingeladen mitzumachen. „Für uns war klar, dass wir den Weg nur gemeinsam gehen wollen“, sagt Marx.

Ausgangspunkt für die Überlegungen im Blick auf diesen synodalen Weg sei die Missbrauchsstudie und der damit verbundene riesige Vertrauensverlust für die Kirche gewesen, fügt Marx hinzu. Die von den Bischöfen beauftragten Wissenschaftler hatten für den Zeitraum von 1946 bis 2014 in den Akten mehr als 3600 Übergriffe von über 1600 Priestern und Ordensleuten gefunden. Für ZdK-Präsident Sternberg ist deshalb klar: „Wir wollen unsere Stimme in gesellschaftlichen Fragen einbringen, aber erst einmal müssen wir unseren eigenen Hof in Ordnung bringen, damit wir wieder mehr Vertrauen gewinnen.“

Die Foren sollen nun mit ihrer Arbeit beginnen, im September wollen Bischöfe und Laien einen ersten Bericht vorlegen. Nach den Vollversammlungen von Bischofskonferenz und ZdK im Herbst soll der synodale Weg offiziell am 1. Advent gestartet werden – und voraussichtlich zwei Jahre dauern.

Über Ergebnisse wollen weder Marx noch Sternberg spekulieren. Manche Themen lägen aber auf der Hand. Es werde sicherlich über die Ökumene gesprochen und dabei über die Fragen des Eucharistieempfangs für Nicht-Katholiken oder die Gestaltung von ökumenischen Gottesdiensten, sagt Marx.

Denkverbote werde es nicht geben, meint Sternberg und zitiert den emeritierten Münsteraner Weihbischof Dieter Geerlings, der davon gesprochen habe, dass Domkapitel nicht nur männlich besetzt werden müssten.

Worauf Marx gleich einschränkt, dass die katholische Kirche in Deutschland natürlich keine Priesterweihe für Frauen einführen könne. Man werde „im guten Sinne miteinander ringen“ und versuchen, Einmütigkeit herzustellen. Zwingen könne man einen Bischof aber nicht, die Ergebnisse des synodalen Wegs umzusetzen. Das sehe das Kirchenrecht nicht vor. Und er fügt noch hinzu: „Es geht um die Einheit des Gottesvolks, nicht um die Einheit der Bischofskonferenz.“

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