Countdown am Nürburgring Käufer muss zweite Rate zahlen

NÜRBURG · Die Uhr tickt mal wieder am Nürburgring: Bis zum Freitag dieser Woche müssen die Käufer der Rennstrecken ihre nächste fünf Millionen schwere Rate zahlen.

Ob das gelingt, scheint nach den Turbulenzen der vergangenen Wochen fraglich. Der Chef des Autozulieferers Capricorn, Robertino Wild, hatte seine Anteile an der Ring-Besitzgesellschaft zuletzt an einen Treuhänder übergeben. Nichtsdestotrotz gehen die Ring-Sanierer weiter davon aus, dass der im März 2014 geschlossene Kaufvertrag erfüllt und umgesetzt wird.

Wild beteuerte stets, das Geld aufzutreiben. Und doch wuchs die Skepsis. Ring-Sachwalter Jens Lieser etwa sagte der "Rhein-Zeitung": "Unser Vertrauensverhältnis wurde beeinträchtigt, als wir nach der Entscheidung der Europäischen Kommission Anfang Oktober über einen Dritten erfahren haben, dass Herr Dr. Wild die Kunstsammlung doppelt verpfändet hatte." Das habe irritiert.

Auch die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) hatte sich Mitte des Monats besorgt gezeigt ob des möglichen Scheiterns des Ring-Verkaufs. Im Landtag in Mainz appellierte sie in einer Regierungserklärung an die Käufer: "Erfüllen Sie die Verträge." Sie wies auch darauf hin, dass die Regierung auf das Verkaufsverfahren keinen Einfluss habe und auch keine Verantwortung dafür trage.

Große Sorgen macht sich die Initiative "Wir sind Nürburgring". "Wir befürworten ein Verbleiben der Strecken in öffentlicher Hand oder eine Stiftung", sagte Sprecher Werner Lenhard. Er hält es durchaus für möglich, dass die Frist für die anstehende Ratenzahlung nochmal verschoben wird. Das ist schon einmal geschehen, ursprünglich hatte das Geld bereits Ende Juli fließen sollen.

Eine Stiftung hält auch der Verein "Ja zum Nürburgring" für eine Lösung. Ein Neuanfang sei dringend erforderlich, heißt es auf der Internetseite. Der Sachwalter müsse das "Trauerspiel" beenden, um den Weg frei zu machen für eine langfristig stabile Lösung.

Zu den Käufern, die den Ring für 77 Millionen Euro erworben hatten, zählt neben Wild die Motorsportfirma Getspeed. Auch die hatte mit Blick auf die Ratenzahlung positive Signale ausgesandt. Getspeed hält ein Drittel an der Ring-Besitzgesellschaft, die anderen zwei Drittel waren bis vor kurzem in Wilds Händen, nun hat sie der Treuhänder.

Sollte die Rate tatsächlich nicht gezahlt werden, könnte der gesamte Kaufvertrag platzen. Möglich, dass dann der Ring neu ausgeschrieben wird und binnen Monaten ein neuer Käufer gefunden werden muss. Schlimmstenfalls droht die Stilllegung des Nürburgrings mit Nordschleife und Grand-Prix-Strecke.

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