Pro-EU-Demonstration Initiative will Europa in Schwung bringen

Köln · Die Pro-EU-Aktion „Pulse of Europe“ organisiert Versammlungen in über 40 europäischen Städten und fordert Bürger zum Handeln auf. Auch die Bonner wollen aktiv werden.

Angefangen hat alles in Frankfurt am Main mit einer E-Mail, die Daniel Röder im November an seine Freunde schickte. Darin fragte der Anwalt, ob sie die politischen Entwicklungen der letzten Zeit auch so erschreckend fänden. Gemeint hatte er den Austritt von Großbritannien aus der Europäischen Union oder auch die Wahl von Donald Trump zum Präsidenten der USA. „Noch am selben Tag fand sich eine ehrenamtliche Initiatorengruppe aus insgesamt acht Leuten zusammen. Wir fragten uns, wie viele Menschen wohl zu Demonstrationen kommen würden?“, erzählt die Sprecherin von „Pulse of Europe“ Stephanie Hartung.

Während viele Pro-Europäer zu der Zeit schon fast lethargisch zu Hause saßen und vermutlich schockiert die weiteren politischen Entwicklungen verfolgten, gründete Röder die pro-europäische Bürgerinitiative „Pulse of Europe“. Binnen acht Wochen hat sich die Organisation in rund 40 europäische Städte ausgebreitet. Immer sonntagsnachmittags treffen sich Bürger für eine Stunde auf öffentlichen Plätzen, um mit kurzen spontanen Reden und Aktionen für den europäischen Grundgedanken einzustehen. Dieser bedeutet für viele ein Bündnis zur Sicherung des Friedens und zur Gewährleistung von individueller Freiheit, Gerechtigkeit sowie Rechtssicherheit und Demokratie. Auch Köln macht mit. „Bonn ist in Gründung“, erzählt die Organisatorin der Kölner Aktion Elisabeth Kühl.

Am 15. Januar dann folgten rund 400 Leute dem Aufruf zum ersten Treffen des pro-europäischen Pulsschlags auf den Frankfurter Goetheplatz. Mittlerweile sind es rund 3000. „Die Zahlen explodieren im Moment“, sagt Hartung. Alle Standorte zusammengerechnet, zähle man bereits rund 15.000 Teilnehmer.

Auch in Köln sei die Resonanz überwältigend, so Kühl. Sie wurde von ihren Freunden aus Frankfurt, den Röders, gebeten, mit ihrem Mann die Organisation für eine entsprechende Aktion in der Domstadt zu übernehmen. „Als weltoffene Stadt bietet sich Köln dafür an. Wir wollen die Leute ermutigen, für ihre Werte einzustehen, und haben es einfach versucht“, erzählt Kühl.

Am vergangenen Sonntag sind nach Schätzungen der Initiative rund 900 Menschen nach Köln gekommen. Mit großen Plakaten wollten sie eine Botschaft an die Niederlande schicken: „Blijf bij ons“ (Bleibt bei uns). Denn: Bei den Nachbarn kandidiert der rechtspopulistische Geert Wilders (PVV), der für den Austritt aus der EU wirbt. „Nach Brexitvotum und Trump können wir nicht in Schockstarre verharren. Denn am 15. März wird in den Niederlanden gewählt, am 23. April findet die Präsidentenwahl in Frankreich statt, und im Herbst ist Bundestagswahl“, erklärt „Pulse of Europe“ die Beweggründe auf ihrer Internetseite. Die Initiatoren wollen so ihren Beitrag leisten, dass ein vereintes, demokratisches Europa weiterhin bestehen wird.

Auch in den sozialen Netzwerken ist die Resonanz groß. „Das ist toll, aber damit geben wir uns nicht zufrieden. Wir wollen die Leute auf die Straße bekommen, uns hörbar und sichtbar machen“, so Hartung. Ein Ziel sei es, nicht die Gegner, sondern die Pro-Europäer in den Medien zu sehen.

Deshalb fordern sie die Bürger zum Handeln auf: „Jeder ist für das Scheitern oder das Gelingen unserer Zukunft verantwortlich. Zu hoffen, alles werde schon gutgehen, ist zu wenig und brandgefährlich.“ Dabei richten sie sich nicht nur an Deutsche. Auch in Frankreich, Großbritannien, Portugal, Belgien und den Niederlanden ist „Pulse of Europe“ aktiv.

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