Leiterin der Bonner Beratungsstelle kommentiert die Ergebnisse der Synode "Ich fühle mich beflügelt für meine Paarberatung"

BONN · Als "Paradigmenwechsel für die katholische Eheberatung" sieht Heidi Ruster, Leiterin der Ehe-, Familien-, Lebens-Beratungsstelle am Bonner Stadtdekanat, die Ergebnisse der Generalversammlung der Bischofssynode in Rom.

"Ich fühle mich beflügelt für meine Paarberatung. Das Ergebnispapier hat mich in seiner Sprache und seinem Geist sehr berührt", erklärte die Diplom-Theologin und Familientherapeutin beim gestrigen Pressegespräch. Mit ihrem Team leistet Ruster in mehr als zwei Dritteln der jährlich 3100 Gesprächen das Kerngeschäft Paarberatung.

Bisher habe man sich am normativen Denken über die Ehe als Sakrament in der praktischen Arbeit die Zähne ausgebissen. "Wir haben uns an einem Konstrukt abgearbeitet." Die Arbeit, die in der pastoralen Tradition verwurzelt sei, habe sich doch Problemen in der Partnerschaft zu widmen, also der Realität. "Bei uns ringen die Paare um den weiteren Weg. Der ist bei Weitem nicht bei jedem gerade", meint Heidi Ruster.

Das neue Papier, über dessen Vorschläge der Papst nun entscheiden müsse, stelle endlich den Menschen in all seiner Unvollkommenheit in den Mittelpunkt. "Und zwar differenziert und immer mit dem Blick der Barmherzigkeit", so Ruster. Sie habe in dem Papier endlich den Alltag, der sich einer katholischen Beratungsstelle biete, eins zu eins wiedererkannt: eben den der Umwege, des Scheiterns und der Neuausrichtung.

"Alle haben doch einmal voller Freude geheiratet. Alle wollen doch eine gute Ehe leben. Aber es kann nicht sein, dass es keine Krisen und kein Scheitern gibt. Es kann nicht sein, dass alle Ehen ein Sakrament bleiben", sagte die Theologin und Therapeutin. Das Abschlusspapier nehme jetzt genau dieses Scheitern in den Blick und grenze niemanden aus. "Das stärkt uns den Rücken in unserem Beratungsauftrag." Das Papier sage sogar, dass der Mensch sich zur Ehe und Familie berufen fühlen könne, und zwar auch in Krisen, wenn er bereit sei, Verletzungen zu heilen und mit allen ins Reine zu kommen. In ihre Arbeit komme damit richtig Dynamik.

Auch in der Frage, ob es eine Wiederzulassung Geschiedener zu den Sakramenten geben könne, helfe das Papier weiter, erläuterte Ruster. "Es hält doch letztlich für jeden Türen auf, es lädt jeden ein, sich als von Gott Berufener zu erleben."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort