Kriminalität Handgranatenanschlag wohl Gebietskampf von Sicherheitsfirmen

Villingen-Schwenningen · Das Entsetzen war groß, als eine mit Sprengstoff gefüllte Granate an einer Flüchtlingsunterkunft in Villingen-Schwenningen aufschlug. Es sah nach einem fremdenfeindlichen Motiv aus. Doch nun geht es wohl um Kämpfe unter Sicherheitsfirmen und im Rockermilieu - und ums Geld.

 Modell der Handgranate M52 aus dem ehemaligen Jugoslawien. Unbekannte hatten eine Handgranate dieser Bauart über den Zaun einer Flüchtlingsunterkunft in Villingen-Schwenningen geworfen.

Modell der Handgranate M52 aus dem ehemaligen Jugoslawien. Unbekannte hatten eine Handgranate dieser Bauart über den Zaun einer Flüchtlingsunterkunft in Villingen-Schwenningen geworfen.

Foto: Patrick Seeger

Der Anschlag mit einer Handgranate auf dem Gelände einer Flüchtlingsunterkunft im Schwarzwald geht allem Anschein nach auf einen Konkurrenzkampf von Sicherheitsfirmen zurück.

Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur in Stuttgart stehen sich dabei zwei Firmen gegenüber, die Gebietsansprüche in Villingen-Schwenningen erheben und sich vom Markt drängen wollen.

Polizei und Staatsanwaltschaft wollten aus "ermittlungstaktischen Gründen" dazu keine Auskünfte geben. Sie hatten am Dienstag von vier Festnahmen berichtet. Die mit Sprengstoff gefüllte jugoslawische Granate vom Typ M52, eine Kriegswaffe, war bei dem Anschlag am 29. Januar an einem Container der Wachleute aufgeschlagen, aber nicht explodiert. Verletzt wurde niemand. Zunächst war angenommen worden, dass sich die Attacke gegen die Flüchtlingspolitik richtete.

Die Polizei vermutet nach dpa-Informationen zudem, dass die Verdächtigen der regionalen Rockerszene angehören. Mit kriminellen Rockern gibt es schon seit Jahren Probleme. Die vier von der Sonderkommission "Container" ermittelten Verdächtigen im Alter zwischen 22 Jahren und 37 Jahren sollen mehrheitlich einen osteuropäischen Migrationshintergrund haben. Drei von ihnen sitzen in Untersuchungshaft.

Der Bundesverband der Sicherheitswirtschaft (BDSW) mahnte strengere Vorgaben zur Ausbildung von Wachpersonal an. Für Tätigkeiten in sensiblen Bereichen wie in Flüchtlingsunterkünften seien gesetzliche Regeln notwendig, sagte eine BDSW-Sprecherin in Berlin. Es müsse grundlegend an der Ausbildung etwas geändert werden.

Bislang müsse das Personal vor seinem Einsatz nur einen allgemeinen 40-stündigen Kurs bei der Industrie- und Handelskammer (IHK) durchlaufen. Zusätzlich werde noch die Zuverlässigkeit durch das Ordnungsamt geprüft.

Die Rockerszene in Baden-Württemberg ist so breit aufgestellt wie in keinem anderen Bundesland. Rund 80 Niederlassungen von Rockergruppen und rockerähnlichen Gruppierungen mit mehr als 2400 Mitgliedern gibt es im Südwesten nach Angaben des Innenministeriums. Die meisten Rocker entfallen auf die Ableger der vier großen Gruppen Bandidos, Gremium, Hells Angels und Outlaws.

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