Artikel vom 18.08.1988 Gladbecker Bankräuber kaperten Linienbus mit 25 Insassen in Bremen

Bremen · Im Geiseldrama überschlugen sich gestern Nacht die Ereignisse. An einer Raststätte auf der Autobahn nach Hamburg erschossen die Gangster einen jungen Mann, um die zuvor von der Polizei überwältigte Komplizin und Freundin des Geiselnehmers Rösner freizupressen.

Am späten Abend hatten die Geiselgangster und die am Nachmittag auf der Flucht zu ihnen gestoßene Komplizin den Fahrer eines mit 25 Fahrgästen besetzten Linienomnibusses, den sie am Nachmittag in Bremen gekapert hatten, zur Fahrt über die Autobahn in Richtung Hamburg gezwungen.

An einer Raststätte hatten die Gangster die bei dem Überfall als Geiseln genommenen Bankangestellten laufen gelassen, nachdem sie vor der Abfahrt bereits fünf Fahrgäste freigelassen hatten.

Die letzten Forderungen, als der Omnibus noch stand, lauteten: Austausch der Geiseln gegen einen Polizeibeamten und Bereitstellung von weiteren 300 000 bis 400 000 Mark. Unter den Geiseln in dem Omnibus sind zahlreiche ältere Menschen und auch einige Kinder.

Die schwerbewaffneten Bankräuber hatten den Linienomnibus an einer Haltestellte im Stadtteil Huckelriede in ihre Gewalt gebracht. Sie drohten 'sehr bald die erste Geisel zu erschießen. Sie hielten
dann ein Kind aus der Bustür und hielten ihm eine Pistole an den Kopf.

Im Bus fielen Schüsse, offenbar wurde aber niemand verletzt. Die Gangster ließen einige Journalisten, darunter auch Fotografen, in den Bus, stellten sich unvermummt den Kameras und nannten sogar ihre Namen. Sie sagten, sie hätten 'genug dabei, um den Bus in die Luft zu jagen'. Sie seien zu allem bereit, denn sie hätten nichts mehr zu verlieren.

Im Laufe des Tages waren die Geiselnehmer, die am Dienstag eine Bank in Gladbeck überfallen hatten, mit zwei Bankangestellten als Geiseln über die Autobahn von Nordrhein-Westfalen nach Bremen gefahren. Dabei hatten sie mehrfach das Fahrzeug gewechselt.

Gemeinsam mit ihrer neuen Komplizin verließen sie dann Bremen, besorgten sich im nahen Delmenhorst erneut ein neues Auto und kehrten in die Hansestadt zurück.

Sie verließen in einem Vorort den Wagen und führten ihre Geiseln zu Fuß mit ihren Schußwaffen im Anschlag durch die Straßen. So wollten sie offenbar erneut in Kontakt zur Polizei treten, um ihre Forderungen stellen zu können. An einer Haltestelle kaperten sie dann den Linienbus.

Die beiden Bankräuber konnten bei ihrer nächtlichen Flucht von Gladbeck nach Bremen den Polizeifunk abhören.

Die zwei Männer mußten nach Auskunft von Staatsanwalt Hans Christian Gutjahr in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch eins ihrer insgesamt vier Fluchtfahrzeuge auftanken. An derselben Tankstelle fuhr ein nichtsahnender Polizeibeamter vor, der gerade vom Einsatz an der überfallenen Bank kam. Die Räuber hielten ihm ihre Waffen vor und zwangen ihn, seine Pistole und sein Funkgerät abzugeben.

Die Täter flüchteten mit ihren beiden Geiseln zuerst in dem von der Polizei gestellten Audi 100. Danach zwangen sie in einer vollbesetzten Gaststätte einen Besucher, ihnen seinen Autoschlüssel zu geben.

Nach einer Irrfahrt durch Gladbeck und Essen wechselten sie aufs neue, diesmal auf einen blauen Mercedes, und später auf einen anderen BMW.

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