25 Jahre Mauerfall Geschichte der DDR wird in Hennef spürbar

HENNEF · Am 9. November 2014 jährt sich der Mauerfall zum 25. Mal. Viele können sich an diesen historischen Tag im Jahr 1989 noch erinnern. Und einige wissen bestimmt noch, was sie gerade gemacht haben, als der "antifaschistische Schutzwall", wie die Mauer von dem damaligen DDR-Regime bezeichnet wurde, fiel, und somit das Ende der DDR und der Anfang der deutschen Wiedervereinigung eingeläutet wurde.

Für die nachfolgende Generation ist die Deutsche Demokratische Republik, die bis zum heutigen Tag mit Unrecht, Überwachungsstaat und Stasi verbunden ist, ein Teil der Deutschen Geschichte, die sie nicht miterlebt hat. Damit auch für die heutige Jugend die DDR mit all ihren Facetten fassbar wird, beteiligte sich die Gesamtschule Meiersheide an einem Planspiel.

Eine realistische Problemstellung war es, die als Grundlage dieses dreitägigen Planspiels diente. Jeweils 30 Schüler der Jahrgangsstufe 10 bildeten pro Tag jeweils drei Gruppen.

Zehn Schüler übernahmen bei dem Spiel den Part einer Musikband, zehn Schüler bildeten als Gruppe die Kreisleitung der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED) und zehn Schüler die Kreisdienststelle des damaligen Ministeriums für Staatssicherheit.

"Es geht um eine Band, die in einem Kirchenkeller probt und sich Ende der 70er Jahre mit den damaligen Problemen in der DDR auseinandersetzen muss", sagte Moderator Jörg Drieselmann, der heute Geschäftsführer der "Stasi-Forschungsgedenkstätte Normannenstraße" ist und Bürgerrechtler in der ehemaligen DDR war.

Unterstützt wird er von Birgit Siegmann, ehemalige Lehrerin in der DDR sowie Uwe Hillmer, Entwickler des Planspiels. Um dieses Projekt stemmen zu können, erhielt die Gesamtschule Unterstützung von der Kreissparkasse, die das Planspiel mit 1100 Euro aus dem Topf der KSK-Stiftung finanzierte.

Wie die Regierung der DDR Einfluss auf Rockmusiker und deren Texte nahm, sie für ihre Zwecke instrumentalisierte oder ihre Existenzen zerstörte - das ist Inhalt des Planspiels. "Es wird also ein Teil der damaligen DDR-Realität nachgespielt", sagte Drieselmann. Dazu werden Originaldokumente, wie Texte damaliger Gruppen wie der Renft-Combo oder City, benutzt, die den Arbeitsgruppen als Grundlage dienen. Hautnah erleben die Schüler, wie sich die Menschen in den jeweiligen Positionen gefühlt haben müssen.

"Das war ein ganz anderer Geschichtsunterricht", sagte Simon Herrmann. Herrmann gehörte beim Planspiel der "Stasi-Gruppe" an und merkte sehr schnell, wie korrumpierbar Menschen werden können, wenn es um die Ausübung von Macht geht.

"Man merkte plötzlich, wie schnell man Spaß daran hat, Stasi-Praktiken anzuwenden", sagte Herrmann. "Dass viele zur Stasi-Mitarbeit gezwungen wurden, wusste ich bis zu diesem Planspiel nicht". Überhaupt waren die Gesamtschüler begeistert von dieser Art des lebensnahen Geschichtsunterrichts. "Das war alles schon sehr detailgetreu", sagte die Schülerin Sophia Maßfeller.

Seit 2008 gastieren die Moderatoren mit diesem Planspiel an deutschen Schulen, aber nirgendwo hätten sie sich laut Drieselmann so willkommen gefühlt, wie an der Gesamtschule Meiersheide. Den Kontakt hatte Ruth Kühn, ehemalige Vorsitzende des Kreiskatholikenrates, hergestellt.

"Die jungen Menschen müssen diesen Teil der Geschichte erfahren", sagte Kühn. Warum sich 17 Millionen Menschen über Jahrzehnte von der SED-Diktatur beherrschen ließen, ist laut Drieselmann nicht so einfach zu beantworten. "Es ist sehr leicht, gegenüber der Macht nachzugeben. Menschen sind aber nicht von Grund auf böse", sagte Drieselmann.

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