NSU-Prozess Gericht streicht Wiedersehen Zschäpes mit der Großmutter

München · Das Wiedersehen zwischen Beate Zschäpe und ihrer Großmutter im NSU-Prozess vor dem Münchner Oberlandesgericht (OLG) fällt aus.

 Der Anwalt der Angeklagten Beate Zschäpe, Wolfgang Stahl, im Gerichtssaal in München. Foto: Peter Kneffel

Der Anwalt der Angeklagten Beate Zschäpe, Wolfgang Stahl, im Gerichtssaal in München. Foto: Peter Kneffel

Foto: DPA

Das Gericht akzeptierte eine Krankmeldung der 90-Jährigen und strich sie von der Zeugenliste für diesen Donnerstag. Sie werde wohl auch kein weiteres Mal geladen werden, sagte Justizsprecherin Andrea Titz am Dienstag - weil die alte Dame im Vorfeld angekündigt habe, dass sie von ihrem Zeugnisverweigerungsrecht Gebrauch machen wolle.

Als erste Zeugin rief das Gericht eine Frau auf, die Zschäpe zwei Tage nach dem Auffliegen der Terrorzelle "Nationalsozialistischer Untergrund" (NSU) im Eisenacher Stadtteil Stregda gesehen haben will. Sie sei mit ihrem Freund spazieren gegangen. Über einen Trampelpfad seien sie zur Straße "Am Schafrain" gelaufen. Dort hatten die mutmaßlichen NSU-Terroristen Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt das Wohnmobil geparkt, in dem sie sich nach einem Banküberfall zwei Tage zuvor getötet haben sollen.

Beim Überqueren der Fahrbahn sei ihnen eine Frau entgegengekommen, die "total teilnahmslos" gewesen sei und weder nach "links noch rechts geguckt" habe. In einem Vernehmungsprotokoll heißt es, die Frau habe vielleicht unter Schock gestanden.

Am nächsten Tag sei sie von Kripo-Beamten vernommen worden, sagte die Zeugin. Die Polizisten hätten ihr eine Auswahl Fotos gezeigt. Auf einem der Bilder habe sie Zschäpe wiedererkannt. Sie sei sich bis heute "zu 90 Prozent sicher", sich nicht zu täuschen.

Am Nachmittag bemühte sich das Gericht mehrere Stunden, die Rolle eines Rechtsanwalts für den NSU auszuleuchten. Der Jurist aus Lützen in Sachsen - vom thüringischen Verfassungsschutz als "Szene-Anwalt" bezeichnet - war als Zeuge geladen, machte aber immer wieder von seinem Recht auf Aussageverweigerung Gebrauch. Die Befragung ergab allerdings, dass er sämtliche der Angeklagten und rund ein Dutzend teils führender Neonazis als Mandanten führte oder privat kannte. Einen beschäftigte er als Praktikant in seiner Kanzlei.

Zschäpe, Mundlos und Böhnhardt hatten den Anwalt nach Erkenntnissen der Ermittler kurz nach ihrem Untertauchen 1998 aufgesucht. Zschäpe soll ihm ein Mandat erteilt haben. Mit dem NPD-Politiker und Kameradschaftsgründer Thorsten Heise sei er beruflich und privat verbunden. "Ich bin in einem Verein, in dem auch der Herr Heise ist", sagte der Anwalt im Gericht. Heise soll versucht haben, eine Flucht des Trios nach Südafrika zu organisieren.

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