Bundestagswahlkampf Frühere Spitzenpolitiker werben für ihre Parteien

BERLIN · Der frühere Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) und der ehemalige Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) werben im Bundestagswahlkampf für ihre jeweiligen Parteien. Ob es denen hilft?

 Der ehemalige Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) spricht im Juni in Dortmund beim SPD-Sonderparteitag zu den Parteianhängern.

Der ehemalige Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) spricht im Juni in Dortmund beim SPD-Sonderparteitag zu den Parteianhängern.

Foto: dpa

Jetzt kommen die Tage der Edelhelfer. Der eine war mal Bundeskanzler und pflegt ebenso privilegierte wie umstrittene Verbindungen nach Russland, der andere war mal Bundesminister der Verteidigung und lebt heute (noch) in den USA. Beide bringen eine wichtige Voraussetzung für diese heiße Phase des Straßenwahlkampfes mit: Sie können Marktplatz. Und so schicken SPD wie CSU zwei Unterstützer ohne politisches Mandat, aber mit Promifaktor in den Wahlkampf: Gerhard Schröder in Niedersachsen und Karl-Theodor zu Guttenberg in Bayern.

Der frühere Bundeskanzler Schröder wirbt für die Niedersachsen-SPD in seinem Heimatland um Wählerstimmen und hatte am Mittwochabend einen ersten Auftritt in Rotenburg. Guttenberg bewegte sich zur selben Stunde auf dem vergleichsweise sicheren Terrain seines früheren Wahlkreises im oberfränkischen Kulmbach, wo er für die CSU Stimmung machte.

Ob das hilft? Beide, Schröder wie Guttenberg, haben aus sehr unterschiedlichen Gründen sowohl in der eigenen Partei wie auch beim Wahlvolk nicht nur begeisterte Anhänger. Schröder, 73 Jahre alt, der das Wort Altkanzler bis heute nicht mag, hat wegen der von ihm durchgesetzten Reformagenda 2010 bis heute Gegner in der SPD.

Schröder hilft der SPD

Schröder aber weiß, wie Wahlkampf geht. 1998 löste er nach einem Wahlsieg mit absoluter Mehrheit als niedersächsischer Ministerpräsident bei der folgenden Bundestagswahl Helmut Kohl nach 16 Jahren im Kanzleramt ab. 2002 verteidigte er das Amt mit hauchdünnem Vorsprung gegen Unionskanzlerkandidat Edmund Stoiber, dem die CDU-Vorsitzende Angela Merkel, damals gerade zwei Jahre an der Parteispitze, die Kanzlerkandidatur überlassen hatte. 2005 dann entschied sich Schröder nach einer Reihe von SPD-Wahlniederlagen in den Bundesländern für vorgezogene Bundestagswahlen.

In einem fulminanten Endspurt holte er gegen die Spitzenkandidatin der Union, Merkel, auf, deren Union am Ende einen Prozentpunkt vor Schröders SPD lag. Es folgte der legendäre Fernsehauftritt eines machtbesoffenen Kanzlers, bei dem Schröder eine verdutzte Merkel scharf anging: „Glauben Sie im Ernst, dass meine Partei auf ein Gesprächsangebot von Frau Merkel bei dieser Sachlage einginge, bei dem sie sagt, sie wolle Bundeskanzlerin werden?“ Am Ende war Merkel doch Kanzlerin und Schröder abgewählt.

Jetzt hilft Schröder seiner SPD in einem schwierigen Wahlkampf, obwohl er wegen seines Engagements für den Kremlnahen Ölkonzern Rosneft in der Kritik steht – auch bei Kanzlerkandidat Martin Schulz („Ich würde das nicht tun“). Es könnte noch dicker kommen, denn Schröder ist nach Medienberichten gar als Rosneft-Aufsichtsratschef im Gespräch.

Im Vergleich zu Schröder hat der einstige CSU-Hoffnungsträger Guttenberg, 45 Jahre alt, eine politische Zukunft womöglich doch wieder vor sich. Der in der CSU immer noch beliebte ehemalige Verteidigungsminister, der 2011 über eine in Teilen abgekupferte Doktorarbeit gestürzt war, steigt jetzt wieder für die CSU in den Ring – Auftakt im heimischen Kulmbach. Mit CSU-Chef Horst Seehofer sind ein halbes Dutzend Wahlkampfauftritte besprochen. Am Abend des Fernsehduells Merkel/Schulz soll Guttenberg für die CSU den Ausgang deuten. Einen Tag später ist Guttenberg als Redner beim Politischen Gillamoos in Abensberg, wo auch Schulz auftreten will, gesetzt. Ein passender Test, wie gut Guttenberg bei der Basis noch oder wieder ankommt.

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