Kriminalität EX-RAF-Terroristen sollen noch mehr Überfälle begangen haben

Hannover · Seit Monaten fahndet die niedersächsische Polizei nach drei mutmaßlichen früheren RAF-Terroristen. Jetzt verdichten sich die Hinweise, dass das Trio schon lange auf einem Raubzug ist.

Burkhard Garweg, Ernst-Volker Wilhelm Staub und Daniela Klette (vom BKA künstlich gealtert) sollen mehr Raubüberfälle verübt als bisher bekannt.

Burkhard Garweg, Ernst-Volker Wilhelm Staub und Daniela Klette (vom BKA künstlich gealtert) sollen mehr Raubüberfälle verübt als bisher bekannt.

Foto: BKA/Archiv

Drei mutmaßliche Ex-RAF-Terroristen haben in Niedersachsen womöglich mehr Raubüberfälle verübt als bekannt. Das berichteten "Zeit online" und "Der Spiegel".

Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur könnten Ernst-Volker Staub, Burkhard Garweg und Daniela Klette mindestens sechs Überfälle begangen haben. Fahnder halten sogar eine noch deutlich höhere Zahl für möglich. "Wir prüfen, ob zwischen mehreren Raubüberfällen ein Zusammenhang besteht", sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft Verden, Markus Heusler.

Staub, Garweg und Klette werden der dritten RAF-Generation zugerechnet. Sie werden seit den 1990-er Jahren unter anderem wegen eines Anschlags auf die Justizvollzugsanstalt Weiterstadt in Hessen per Haftbefehl gesucht. Nachdem es jahrelang keine Spur von dem Trio gab, stellte die Polizei nach einem Überfall in Stuhr bei Bremen im vergangenen Jahr DNA-Material sicher, das sie den drei Gesuchten zuordnen konnte.

Bei Ermittlungen zu einem Überfall auf einen Einkaufsmarkt in Northeim im Oktober 2015 fiel einem Kriminalbeamten auf, dass es Übereinstimmungen mit anderen Fällen gab. Aus Ermittlerkreisen hieß es dazu, es gebe Parallelen zu einer ganzen Reihe anderer Taten, die den Verdacht nahe legten, dass Staub, Garweg und Klette auch dafür verantwortlich seien. Das Trio versuche offensichtlich immer wieder, sich Geld für den Lebensunterhalt zu beschaffen.

"Der Spiegel" berichtet nun, das Trio habe insgesamt rund 380 000 Euro erbeutet. Allein bei einem Überfall auf den Einkaufsmarkt in Northeim seien den Tätern knapp 70 000 Euro in die Hände gefallen. Laut "Zeit online" soll ein weiterer bisher nicht bekannter Tatort Stade sein. Dort sollen Staub und Garweg Ende 2012 bei einem Supermarkraub mehrere tausend Euro erbeutet haben. Nach "Spiegel"-Informationen wird außerdem untersucht, ob das Trio für einen Überfall 2014 in Elmshorn, einen Supermarktraub 2011 in Celle und eine weitere Tat im Raum Osnabrück verantwortlich ist.

Bisher wurden den mutmaßlichen Terroristen nur zwei gescheiterte Überfälle auf Geldtransporter sicher zugeordnet: 2015 in Stuhr und in Wolfsburg. Spuren der drei RAF-Mitglieder wurden auch nach einem Überfall auf einen Geldtransporter 1999 in Duisburg entdeckt, bei dem gut eine Million D-Mark erneutet wurden.

Die Staatsanwaltschaft Hildesheim hegt den Verdacht, dass die drei auch einen Überfall auf einen Geldboten Anfang Mai in Hildesheim verübten, der ebenfalls scheiterte. "Die Spurenauswertung ist aber noch nicht abgeschlossen", sagte die Sprecherin der Staatsanwaltschaft, Christina Pannek.

Laut "Zeit online" bewegten sich die mutmaßlichen Ex-RAF-Terroristen mit dem öffentlichen Nahverkehr durch Niedersachsen, um an verschiedenen Orten Fluchtfahrzeuge zu kaufen. Um auf die Spur der drei zu kommen, befragten Fahnder des niedersächsischen Landeskriminalamtes unter anderem mehrere tausend Autohändler.

Dabei stießen sie offensichtlich auch auf den Händler, der dem Trio das Northeimer Fluchtauto verkauft hatte, das kurz nach dem Überfall brennend in einem Waldstück entdeckt worden war. Der Händler soll Staub, Garweg und Klette anhand aktueller Bilder identifiziert haben, die Polizei jüngst veröffentlichte.

Zum aktuellen Stand der Ermittlungen machte das Landeskriminalamt in Hannover keine Angaben. "Ich kann nur bestätigen, dass das LKA die Zielfahndung nach den drei Gesuchten mit sehr hohem Engagement und aller Konsequenz betreibt", sagte Sprecher Frank Federau.

Die Ermittlungsbehörden gehen davon aus, dass sich das Trio bisweilen auch in den Niederlanden aufhält. Die Suche wurde dorthin ausgedehnt. Im holländischen Fernsehen wurde ein Fahndungsaufruf ausgestrahlt.

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