Katholische Kirche Erste Versammlung des Synodalen Wegs endete am Samstag

Frankfurt · Die erste große Versammlung des Synodalen Wegs der Katholiken endete am Samstag in Frankfurt am Main. Inhaltlich beschäftigten sich die Teilnehmer mit den Themen Macht und Machtmissbrauch, dem Priesterbild, der Sexualität und der Rolle von Frauen in der katholischen Kirche.

 Die erste große Versammlung des Synodalen Wegs der Katholiken endete am Samstag in Frankfurt am Main.

Die erste große Versammlung des Synodalen Wegs der Katholiken endete am Samstag in Frankfurt am Main.

Foto: dpa/Andreas Arnold

Am Ende erhielt jeder Teilnehmer ein kleines Kreuz, eingelassen in ein dunkles Stück Holz. Es soll erinnern an die erste Sitzung der Synodalversammlung des Synodalen Wegs der katholischen Kirche, zu der sich rund 230 Bischöfe und Laien bis zum Samstag in Frankfurt am Main getroffen haben. Und das aus dem Holz hervorleuchtende, silberne Metallkreuz könnte für Deutschlands Katholiken durchaus der berühmte Silberstreif am Horizont sein. Denn das für die katholische Kirche gewagte Experiment, in einem hierarchiefreien Raum zu diskutieren, in dem Kardinäle und Laien nicht nach Würde und Rang, sondern nach dem Alphabet sortiert an großen Tischen saßen, ist der Kirche zumindest nach Aussage ihrer Spitzenvertreter gut gelungen.

„Wir sind einen sehr guten Weg gegangen“, sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Reinhard Kardinal Marx. „Der Geist des Miteinanders war positiv und ermutigend.“ Ähnlich erlebte der Vorsitzende des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Thomas Sternberg, die Versammlung: „Wir haben ein neues Bild von Kirche erlebt. Hier nimmt man sich gegenseitig ernst, hier spricht niemand dem Anderen die Frömmigkeit ab.“

Inhaltlich beschäftigten sich die Teilnehmer mit den Themen Macht und Machtmissbrauch, dem Priesterbild, der Sexualität und der Rolle von Frauen in der katholischen Kirche. Alle vier Themenfelder waren in Folge der 2018 vorgestellten Missbrauchsstudie, der so genannten MHG-Studie, entstanden. Dabei sorgten drastische Zustandsbeschreibungen einzelner Teilnehmer für Aufsehen.

So berichtete die Ordensschwester Philippa Rath aus der Abtei St. Hildegard in Rüdesheim-Eibingen davon, dass Gäste, die sie seelsorgerlich begleitet, regelrecht Angst vor Bischöfen und Strukturen der Kirche hätten. Zwei andere Teilnehmer der Synodalversammlung outeten sich gar als transsexuell. „Meine ganze Existenz wird von meiner Kirche als Sünde angesehen“, sagte einer davon. „Ihre Bereitschaft, mir zuzuhören, schützt mich nicht vor der Öffentlichkeit.“ Für das Statement gab es viel Applaus.

Doch es ging auch um neue Wege für die Kirche. Der Erzbischof von Bamberg, Ludwig Schick, berichtete von Plänen zur Einführung kirchlicher Verwaltungsgerichte, die schon im kommenden Jahr ihre Arbeit aufnehmen sollen. Der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode erklärte, sich verheiratete „Priester mit Zivilberuf“ vorstellen zu können. „Ich bin der Meinung dass es beide Formen geben kann“, sagte Bode. Eine freiwilig gewählte Form des Zölibats für hauptamtliche Priester und eine andere Form mit Familie und Beruf. „Denn ich weiß nicht, wie wir sonst mit dem umgehen sollen, was wir Priestermangel nennen.“ Und der Hamburger Erzbischof Stefan Heße mahnte einen neuen Umgang mit Homosexualität in der Kirche an.

Warnung von Wolfgang Picken

Doch es gab auch Kritik. Bonns Stadtdechant Wolfgang Picken warnte vor der Erwartung, die Versammlung des Synodalen Weges könne wie ein Kirchenparlament Entscheidungen herbeiführen. Die hierarchische Verfasstheit der Kirche, die Rolle des Lehramtes und die Einbindung in die Weltkirche stünden dem entgegen. „Wir müssen aufpassen, dass wir nicht falsche Erwartungen wecken und uns bei Diskussionen und Abstimmungen Illusionen hingeben.“

Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki erklärte dem Domradio: „Es sind eigentlich alle meine Befürchtungen eingetreten.“ Die hierarchische Verfasstheit der katholischen Kirche werde infrage gestellt. „Das ist ja auch schon das sehr deutlich prägende Bild beim Einzug zum Gottesdienst gewesen, als Bischöfe und Laien alle gemeinsam eingezogen sind und somit zum Ausdruck gebracht wurde, dass da jeder gleich ist“, sagte Woelki. „Und das hat eigentlich nichts mit dem zu tun, was katholische Kirche ist und meint.“

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