Geplante Flüchtlingsunterkunft in Bautzen Ermittler gehen von Brandstiftung aus

Bautzen · Nach dem Feuer in einer geplanten Flüchtlingsunterkunft in Bautzen gehen die Ermittler zurzeit von Brandstiftung aus. Zuvor gab es verstörende Szenen: Gaffer hatten sich über den Brand gefreut.

Die Ermittler gehen nach dem Brand in einer geplanten Flüchtlingsunterkunft in Bautzen von Brandstiftung aus. Das sagte der Leiter des für Extremismus zuständigen Operativen Abwehrzentrums (OAZ) der sächsischen Polizei und Leipziger Polizeipräsident Bernd Merbitz am Sonntag der Deutschen Presse-Agentur. Die Untersuchungen liefen aber noch. Einen Tatverdacht gebe es bisher nicht. Es werde in „jede Richtung“ ermittelt, betonte Merbitz, der vor Ort in Bautzen war.

Der Brand in dem ehemaligen Hotel war in der Nacht zu Sonntag ausgebrochen. Mit unverhohlener Freude hatten Schaulustige bei dem Feuer zugesehen. Einige behinderten sogar die Löscharbeiten. Während des Brandes mitten in einem Wohngebiet versammelten sich in der Nacht zu Sonntag nach Polizeiangaben schätzungsweise 20 bis 30 Menschen.

Teilweise seien die Gaffer angetrunken gewesen und hätten „abfällige Bemerkungen“ gemacht oder „unverhohlene Freude“ gezeigt, berichtete ein Polizeisprecher. Verletzt wurde bei dem Brand nach erstem Erkenntnisstand niemand. Das Gebäude war zuletzt als Hotel genutzt worden und befand sich im Umbau. Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich und Innenminister Markus Ulbig (beide CDU) verurteilten das Verhalten der Schaulustigen scharf.

Tillich: Vorfälle sind erschreckend und schockierend

Tillich betonte auch mit Blick auf die fremdenfeindlichen Ereignisse am Donnerstagabend in Clausnitz, wo ein aufgebrachter Mob längere Zeit einen Bus mit ankommenden Flüchtlingen blockierte, die Vorfälle seien erschreckend und schockierend zugleich. „Das sind keine Menschen, die sowas tun. Das sind Verbrecher“, sagte er am Sonntag den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Solche Taten besudelten „das, was die Menschen an Mut in der friedlichen Revolution aufgebracht haben und den Fleiß beim Wiederaufbau Sachsens“.

Der sächsische Innenminister Markus Ulbig (CDU) sagte der Deutschen Presse-Agentur: „Was mich besonders betroffen macht, ist die Tatsache, dass mehrere betrunkene Bautzener vor Ort pöbelten.“ Es sei „unerträglich, wie offen und respektlos der Hass auf Ausländer zur Schau getragen wird“, fügte er hinzu.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort