Kampf um CSU-Führungsposition Endspiel zwischen Seehofer und Söder

Berlin · CSU-Chef Horst Seehofer droht ein Abschied auf Raten. Noch hält er die Fäden in der Hand, aber die Truppen seines Gegenspielers sind schon in Stellung gegangen.

 Kampf um die Macht: Horst Seehofer und Markus Söder – hier ein Bild aus dem Jahr 2015.

Kampf um die Macht: Horst Seehofer und Markus Söder – hier ein Bild aus dem Jahr 2015.

Foto: picture alliance / dpa

Wie jetzt? Markus Söder reicht die Hand, auch wenn es nur symbolisch ist. Und setzt dazu sein diabolisches Grinsen auf. „Wie gesagt: Ich reiche immer die Hand“, sagt Söder listig. Horst Seehofer wird gewarnt sein, wenn sich sein Finanzminister derart versöhnlich gibt. Ein echter Parteifreund eben. Es gab schon Zeiten, da attestierte der bayerische Ministerpräsident dem Franken Söder auch, er sei vom „Ehrgeiz zerfressen“, habe „charakterliche Schwächen“ und leiste sich „zu viele Schmutzeleien“.

Damals, im Dezember 2012, zelebrierte Seehofer vor Journalisten regelrecht seine bewusst inszenierte Demontage Söders. Seehofer saß fest im Sattel – als Ministerpräsident und als CSU-Chef. Doch im schnelllebigen Betrieb der Berufspolitik hat sich der Wind auch in Bayern gedreht. Der Absturz der CSU bei der Bundestagswahl unter die 40-Prozent-Marke kommt für die Christsozialen einem Erdrutsch gleich. Seehofer ist angezählt. Söder wittert seine Chance. Mitte November muss Seehofer nach Nürnberg. Heimspiel Söder. Club gegen Ingolstadt. Beim CSU-Parteitag stehen Wahlen zum Vorstand an. Noch ist die Revolte nicht wirklich im Gange.

Seehofer muss liefern

Doch Seehofer sieht sich auch am Tag nach der bis auf weiteres vertagten Palastrevolution gegen ihn mit Rücktrittsforderungen konfrontiert. Ein Plädoyer aus Unterfranken für einen Kandidaten aus Mittelfranken. Der CSU-Bundestagsabgeordnete Alexander Hoffmann, der am Sonntag für die CSU das Direktmandat im Main-Spessart-Kreis gewann, fordert einen „geordneten personellen Neuanfang“ und weiß auch schon mit wem: Markus Söder. Aber bitte, entschieden werde beim CSU-Parteitag. Bis dahin soll erst einmal ein Stillhalteabkommen gelten. Die „Zeitachse“ sei gut, hat Söder noch genüsslich betont.

Am 8. Oktober wollen die Spitzen von CDU und CSU erstmals gemeinsam darüber beraten, mit welchem Kurs und mit welchen Themen sie in Sondierungsgespräche mit FDP und Grünen gehen werden. Seehofer muss liefern. Falls nicht, wird der Druck auf ihn zunehmen. Dann könnte sich der Zorn über das schlechte Wahlergebnis womöglich erneut entladen. Noch kommt die CSU an ihm nicht vorbei. Aber der 68-Jährige muss inzwischen damit rechnen, dass Söders Truppen beim Parteitag in Nürnberg den Sturm wagen.

Einer spurt schon die Loipe. Auf die Frage, ob Seehofer den Parteitag als Parteichef überstehen werde, sagt der CSU-Abgeordnete Hoffmann aus Unterfranken: „Das glaube ich nicht.“ Und so werden Söder-Getreue in den nächsten Wochen immer wieder für Unruhe sorgen und Zweifel an Seehofer säen. Dem CSU-Vorsitzenden droht ein Abschied auf Raten.

Sturz muss perfekt organisiert sein

Der Rücktritt vom Rücktritt vom Rücktritt, wie ihn Seehofer mit Blick auf die Landtagswahl 2018 immer wieder angekündigt hatte, wird für ihn zum Fluch. „Was meine Person angeht, bleibt es dabei: Ich werde bei der nächsten Landtagswahl nicht mehr kandidieren“, hatte Seehofer im Januar 2015 vor der Kulisse von Wildbad Kreuth gesagt. Dann kam die 51:49-Entscheidung, wie der CSU-Chef im April dieses Jahres seine Ankündigung beschrieb, als Parteichef und Ministerpräsident doch weiter zu machen.

Seine Aussage von 2013, danach mehrfach wiederholt, spätestens 2018 aus der ersten Reihe der Politik auszusteigen, „gehört nicht zu den klügsten Aussagen meiner Karriere. Ich würde sie nicht mehr wiederholen, und werde sie auch nicht mehr wiederholen“. Seehofer reumütig: „Es war so. Man lernt. Auch in meinem Alter. Man lernt nicht aus.“ Man lernt nicht aus? Noch hält Seehofer die Fäden in der Hand. Und Söder weiß: Ein Sturz des Königs muss perfekt organisiert sein.

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