Kommentar zur AfD-Plattform „Neutrale Schule“ Einschüchterung

Meinung | Bonn · Die AfD fordert Schüler via Online-Portal zum Petzen auf. Das ist aus vielen Gründen haarsträubend und erinnert an dunkle Stasi-Zeiten.

 Die Ankündigung AfD, eine Meldeplattform für vermeintlich gegen das Neutralitätsgebot verstoßende Lehrer einzurichten, hat heftige Kritik hervorgerufen.

Die Ankündigung AfD, eine Meldeplattform für vermeintlich gegen das Neutralitätsgebot verstoßende Lehrer einzurichten, hat heftige Kritik hervorgerufen.

Foto: dpa

Die AfD fühlt sich verfolgt. Von den Medien, von den „Altparteien“, von den Eliten – und von den Lehrern. Die Partei, die Deutschland aufmischen und die Kanzlerin „jagen“ will, zeigt sich immer wieder erstaunlich weinerlich. Jetzt fordert sie in mehreren Bundesländern Schüler per Online-Portal zum Petzen auf, wenn sich Lehrer kritisch über die Partei äußern.

Das ist aus vielen Gründen haarsträubend. Auch wenn es die AfD weit von sich weist: Sie fördert klassisches Denunziantentum. Es erinnert an dunkle Stasi-Zeiten. Es schüchtert Lehrer ein. Es vergiftet ihr Vertrauensverhältnis zu den Schülern.

Die AfD behauptet, die meisten Lehrer würden „Links-Grün“ wählen. Das stimmt vermutlich sogar. Aber das heißt noch lange nicht, dass sie nicht zu neutralem Unterricht fähig wären oder ihre Schüler indoktrinieren. Falls doch, gibt es bereits Wege, dies bei den Schulbehörden anzuzeigen.

Das Neutralitätsgebot, auf das die AfD so pocht, ist ein hohes Gut. Lehrer dürfen für eine Partei weder werben noch gegen sie agitieren. Das ist richtig so. Aber sie erziehen Kinder zu Staatsbürgern, der Kompass ist die freiheitlich-demokratische Grundordnung. Und gerade in der AfD gibt es starke Kräfte, die genau daran sägen. Angriffe auf die Menschenwürde von Minderheiten, Geschichtsrevisionismus, Spaltung der Gesellschaft – das müssen Lehrer kritisch behandeln dürfen.

Bleibt zu hoffen, dass Schüler die AfD-Portale, wenn überhaupt, dann auf ihre ganz eigene Weise nutzen, so wie es wohl jetzt in Hamburg häufig vorkam: für Pennäler-Scherze und sonst nichts.

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