Neuer Kölner Polizeipräsident Ein Profi ohne Parteibuch

KÖLN · Kölns neuer Polizeichef Jürgen Mathies trifft nach der Silvesternacht auf eine verunsicherte Stadt. Seine erste Aufgabe sieht er darin, Vertrauen zurückzugewinnen.

 Der neue Kölner Polizeipräsident Jürgen Mathies (rechts) bei der Vorstellung durch den nordrhein-westfälischen Innenminister Ralf Jäger (SPD) im Polizeipräsidium in Köln.

Der neue Kölner Polizeipräsident Jürgen Mathies (rechts) bei der Vorstellung durch den nordrhein-westfälischen Innenminister Ralf Jäger (SPD) im Polizeipräsidium in Köln.

Foto: dpa

Mit mehr Polizei und Video-Überwachung will der neue Kölner Polizeipräsident Jürgen Mathies das durch die Silvester-Übergriffe verloren gegangene Vertrauen wieder zurückgewinnen. „An allererster Stelle steht für mich, dass sich die Leute in Köln wieder sicher fühlen können“, sagte der bisherige Direktor des Landesamtes für Zentrale Polizeiliche Dienste (LZPD) gestern in Köln. „Es gibt wirklich sehr viel zu tun.“

Der gebürtige Wuppertaler fuhr bereits 1980 zum ersten Mal in Köln Streife. Seit 2007 leitete er das LZPD in Duisburg mit mehr als 1 100 Mitarbeitern. Mathies trat 1977 in den Polizeidienst von Nordrhein-Westfalen ein. Nach der Ausbildung war er zunächst im Wachdienst beim Polizeipräsidium Köln eingesetzt. Nach dem Studium an der Fachhochschule für öffentliche Verwaltung und der Polizei-Führungsakademie in Münster nahm er verschiedene Führungsfunktionen in den Kreispolizeibehörden Siegburg und Köln wahr. Von 2001 bis 2006 war Mathies als Vorsitzender einer bundesweiten Projektgruppe für die Erarbeitung des Polizeikonzepts bei der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland verantwortlich.

„Jürgen Mathies kennt die Polizei aus allen Blickrichtungen“, betonte der nordrhein-westfälische Innenminister Ralf Jäger (SPD). „Seine umfangreiche Erfahrung aus der Arbeit in vielen Behörden zeichnet ihn ebenso aus wie seine hohe Führungskompetenz und seine Entschlossenheit zum Handeln.“ Er sei ein„Praktiker aus dem Polizeivollzug“, der den Polizistenberuf „von der Pike auf gelernt“ habe und der die Herausforderungen anpacke,

Der neue Polizeipräsident, der auch für Leverkusen zuständig ist, kündigte an, dass die Polizei in Köln in zwei Wochen an Karneval mit mehreren hundert Polizisten von außerhalb verstärkt werde. Zusätzlich werde man vor allem Brennpunkte wie die Kölner Ringe intensiv per Video überwachen. „Das wird recht viel Geld kosten“, sagte Mathies.

Vorrang habe jetzt aber, das Gefühl der Verunsicherung in der Kölner Bevölkerung wie auch unter den vielen Touristen zu beenden. Für ihn sei es ein „schreckliches Gefühl, wenn Menschen denken, der Polizei nicht mehr vertrauen zu können“.

Innenminister Jäger hatte den parteilosen 55-Jährigen Mathies kurz zuvor als Nachfolger von Wolfgang Albers benannt, den er nach gravierenden Fehlern der Kölner Polizeiführung in der Silvesternacht in den einstweiligen Ruhestand versetzt hatte. Die Landesregierung hatte der Personalie gestern zugestimmt.

Mathies sagte, die Übergriffe auf Frauen in der Silvesternacht hätten ihn „entsetzt“. Es sei wichtig, die Geschehnisse mit „Mut zur Selbstkritik“ aufzuarbeiten. Gleichzeitig verteidigte er die Kölner Polizei als „sehr engagiert“ und „hochprofessionell“. Das derzeitige Misstrauen habe sie absolut nicht verdient.

Der neue Polizeichef warb für mehr Mut zur Selbstkritik in der Polizei. „Ich bin der festen Überzeugung, dass es eine gute Polizeitugend ist, Fehler offen und fair anzusprechen. Das schulden wir der Öffentlichkeit und uns selbst. Nur so können wir daraus lernen.“

Die beiden Polizeigewerkschaften äußerten sich erfreut über die Personalentscheidung. „Jürgen Mathies ist ein erfahrener Polizeipraktiker“, sagte der Landesvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Arnold Plickert. Der Vorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG), Rainer Wendt, meinte, Mathies sei ein „exzellenter Fachmann“, der in der gesamten Polizei einen hervorragenden Ruf genieße.

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