Kommentar zum Aktienverkauf des Intel-Chefs Disqualifiziert

Meinung · Der Ablauf der Geschehnisse hinterlässt mindestens einen fahlen Nachgeschmack. Denn Brian Krzanich wusste mehr als andere. Und mit diesem Wissen hat er Kasse gemacht, kommentiert Mischa Ehrhardt.

 Intel-Chef Brian Krzanich.

Intel-Chef Brian Krzanich.

Foto: dpa

Rechtlich gilt natürlich immer – im Zweifel für den Angeklagten. Moralisch allerdings darf man die Sache strenger bewerten. Seit Juni vergangenen Jahres wusste Intel-Chef Brian Krzanich über die Sicherheitslücke in seinen Computerchips Bescheid. Im Oktober hat er den Prozess eingeleitet, den Großteil seiner Aktien zu verkaufen.

Einige Wochen später nun ist das Sicherheitsleck in unseren Computern erst ans Licht der Öffentlichkeit gekommen. Der Ablauf der Geschehnisse hinterlässt mindestens einen fahlen Nachgeschmack. Denn Brian Krzanich wusste mehr als andere. Und mit diesem Wissen hat er Kasse gemacht.

Das nennt man Insiderhandel – auch wenn er sich im Rahmen der geltenden Regularien bewegt hat. Chefs von Börsenunternehmen stecken immer in einer paradoxen Situation, wenn sie mit Aktien des eigenen Unternehmens handeln: Sie müssen am besten wissen, was in ihrem Unternehmen geschieht, denn das ist ihre Aufgabe.

Also haben sie per se gegenüber anderen Anlegern einen Wissensvorsprung. Nur wenn sie den nicht hätten, wäre streng genommen ihr Aktiendeal kein Insiderhandel. Dann aber wären sie schlechte Chefs und gehörten gar nicht in diese Position. Aus diesem Dilemma gibt es keinen Ausweg.

Konzernchefs sollten sich dieses Dilemmas bewusst sein und dementsprechend sensibel agieren. Der zeitliche Ablauf im Fall Krzanich ist grob fahrlässig. Damit schadet er der Reputation seines Unternehmens. Er hätte das voraussehen müssen. Entweder er tat es nicht, oder er ist das Risiko bewusst eingegangen. Beides disqualifiziert ihn.

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