Terrorismus in der Bundesstadt Die RAF mordete auch in Bonn

Bonn · Die dritte Generation der RAF-Terroristen verübte vier Anschläge in der damaligen Hauptstadt. Wir blicken zurück.

Der Deutsche Herbst war ein Bonner Ereignis. Die Stadt befand sich im Belagerungszustand, denn man rechnete mit weiteren Anschlägen, und die Behörden wussten, dass auch die Spitzenpolitiker im Fadenkreuz der Terroristen waren. Schmidt und Scheel waren mit ihren Familien quasi eingesperrt auf dem Gelände von Villa Hammerschmidt und Kanzleramt. Der Krisenstab tagte im Kanzleramt, die Geldkoffer für eine denkbare Lösegeldzahlung stellte die Bundesbank in Bonn bereit. Die GSG 9 startete in Hangelar und kehrte erfolgreich nach Köln/Bonn zurück.

Bonn blieb auch von Anschlägen nicht verschont. Sie ereigneten sich erst nach dem Deutschen Herbst. Am 10. Oktober 1986 erschossen zwei Unbekannte den Diplomaten Gerold von Braunmühl vor seinem Haus in Ippendorf. Die dabei benutzte Waffe war vermutlich dieselbe, mit der Schleyer erschossen wurde. Hans Tietmeyer war Staatssekretär im Finanzministerium, als er und sein Fahrer am Morgen des 20. April 1988 auf dem Heiderhof nur knapp mit dem Leben davonkamen. Unbekannte schossen auf den Wagen, offenbar versagte eine Maschinenpistole. Die Täter wurden nicht gefasst.

Am 27. Juli 1990 entging der Staatssekretär im Innenministerium, Hans Neusel, nur knapp einem Anschlag. Eine 25 Kilogramm schwere Sprengladung an der Leitplanke unweit der Autobahnabfahrt Auerberg zündeten die Täter per Lichtschranke. Neusel entkam mit leichten Verletzungen.

Das letzte Attentat galt der Amerikanischen Botschaft in der Deichmannsaue. Sie wurde am 13. Februar 1991 vom jenseitigen Rheinufer mit Gewehren unter Feuer genommen. Dabei kam niemand zu Schaden. Mit einem der Gewehre wurde wenig später Treuhandchef Detlev Karsten Rohwedder in Düsseldorf ermordet.

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