Umstrittene Waffe NRW-Polizei erprobt umstrittene Taser als Dienstwaffe

Düsseldorf · Das Landesamt für zentrale polizeiliche Dienste hat mit anderen Behörden in NRW Elektroschockpistolen getestet. Die Rufe nach einer Einführung des sogenannten Tasers sind nach jüngsten Vorfällen wieder deutlich lauter geworden.

 Die nordrhein-westfälische Polizei soll ab Ende Oktober Elektroschock-Pistolen testen.

Die nordrhein-westfälische Polizei soll ab Ende Oktober Elektroschock-Pistolen testen.

Foto: dpa/Paul Zinken

Mit einem Messer und einem Knüppel in der Hand ist ein 37-jähriger Türke in Gelsenkirchen vor einer Wache von einem 23-jährigen Kommissaranwärter erschossen worden. Vier Schüsse hat der Polizist, der sich noch in der Ausbildung befindet, am Sonntagabend auf den Angreifer abgegeben, der vorher vor dem Gebäude randaliert und „Allahu akbar“ (Gott ist groß) gerufen haben soll. Die Polizei in Krefeld überprüft nun, ob die Schussabgabe gerechtfertigt gewesen ist – oder ob es andere Möglichkeiten gegeben hätte, den Angreifer zu stoppen.

Ähnlich wie in Gelsenkirchen verhält es sich im Fall des 25-jährigen Mannes aus Wuppertal, der im Dezember mitten auf der Straße von Polizisten erschossen worden ist. Er hatte zuvor mit einem Hammer mehrere Außenspiegel abgeschlagen. Der 25-jährige Wuppertaler, der an an den Folgen der Schussverletzungen durch Polizisten starb, soll einem Zeugen zufolge häufig alkoholisiert gewesen sein.

Selbst wenn der Schusswaffengebrauch rechtmäßig gewesen sei, müssen die jeweiligen Polizisten dies psychisch verarbeiten. „,Viele traumatisiert das“, heißt es aus Kreisen der NRW-Polizei. Weiter ist zu hören, dass die Rufe nach einer Einführung des sogenannten Tasers nun wieder deutlich lauter werden. „Ob der Taser in den beiden Fällen wirklich hätte Verwendung finden können, ist aber noch unklar“, heißt es aus Sicherheitskreisen. Seit Jahren fordern Polizisten in NRW den Einsatz von Distanzelektroimpulsgeräte, der sogenannten Taser. Die Waffe schießt über kleine Projektile elektrische Impulse in den Körper. Sie kommt vor allem bei Angriffen mit Messern aus kürzester Distanz zum Einsatz. Außerdem sei sie laut Polizei effektiver als der Einsatz von Pfefferspray, bei dem sich die Polizisten auch immer selbst verletzen würden.

 So funktioniert ein Taser.

So funktioniert ein Taser.

Foto: grafik

Obwohl die Landesregierung die Einführung der Elektroschock-Pistolen vorgesehen hat, ist es dazu bislang noch nicht gekommen. Aus finanziellen Gründen sei das momentan nicht möglich, hieß es vor einem halben Jahr. Nach Informationen unserer Redaktion testet die NRW-Polizei jetzt aber den Einsatz von Tasern. „Das Landesamt für zentrale polizeiliche Dienste sowie das Landesamt für Ausbildung und Fortbildung der Polizei erproben den Taser derzeit mit ausgewählten Polizeibehörden“, bestätigte ein Sprecher des NRW-Innenministeriums. Teile und somit erste Ergebnisse des Testberichts würden demnach schon im Ministerium vorliegen. „Sobald der Bericht vollständig ist, erfolgt eine Abwägung zwischen Chancen und Risiken für einen Pilotversuch und die Einführung“, so der Sprecher.

Erich Rettinghaus, Vorsitzender der Polizeigewerkschaft, erklärte: „Die Geräte werden nicht gekauft, sondern geleast. Das hat auch den Vorteil, dass die Taser, sobald die Technik veraltet ist, gegen neue ausgetauscht werden können.“ Rettinghaus betonte, dass ein Taser eine Abschrecksungswaffe sei. „Das Gerät ersetzt nicht die Schusswaffe.“

Andere Bundesländer sind längst weiter als NRW. Die saarländische Polizei soll noch in diesem Jahr flächendeckend mit Tasern ausgestattet werden. Kostenpunkt rund 780 000 Euro. In Rheinland-Pfalz sollen alle 72 Polizeiinspektionen bis 2021 Elektroschock-Waffen bekommen.

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