Kommentar Die Lage der Grünen - Der Scheideweg

Gewiss sind Umfragen drei Wochen vor der Wahl mit Vorsicht zu genießen. Insoweit brauchen die Bündnis/Grünen wegen der Jahres-Tiefstwerte nicht in Panik zu verfallen.

Die Wähler wenden sich gewiss nicht wegen des bevormundenden Künast-Vorschlags ab, einen Zwangs-Vegetariertag in deutschen Kantinen einzuführen. Die Umfrage bildet präzise das strategische Dilemma einer verunsicherten Partei ab, das sich aus dem Abwärtssog der SPD ergibt. Er droht die Bündnis/Grünen mit sich zu ziehen.

Es gibt für Rot-Grün keine reale Wechselperspektive mehr. Gegen diese Grundempfindung kann man jetzt noch über drei Wochen Wahlkampf machen. Oder es stellt sich die Frage, ob man das immer offensichtlicher werdende Liebeswerben der Linkspartei ernst nimmt: Was passiert, wenn Merkel im Parlament keine eigene schwarz-gelbe Mehrheit stellen kann?

Gewiss bleibt die Option einer großen Koalition. Aber die Grünen hätten dann vier weitere Oppositionsjahre vor sich. Es sollen Jahre der Energiewende und des Atom-Ausstiegs werden - ein klassisch grünes Thema. Und die Partei muss intern einen personellen Generationenwechsel vollziehen, will sie nicht eine überalterte Führungsspitze aufweisen.

Schon registriert man in der SPD abnehmende Distanz zu einer rot/rot-grünen Allianz. Als Ausweg gilt eine - von der Linkspartei geduldete - rot-grüne Minderheitsregierung unter einem Regierungschef Gabriel. Der Wähler entscheidet auch über diese Frage.

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