Landtagswahlen im Mai Der Monat der Entscheidungen

DÜSSELDORF · Seit 40 Jahren fällt immer im Mai die Entscheidung über die Zusammensetzung des Landesparlaments für die nächsten fünf Jahre. Ein Blick zurück auf diverse Jahrestage.

 Bilder von Wahlabenden: (von oben links nach unten rechts) Kurt Biedenkopf und Johannes Rau 1980; Jürgen Möllemann, der Triumphator 2000; Jürgen Rüttgers und Peer Steinbrück 2005; Norbert Röttgen und Hannelore Kraft 2012.

Bilder von Wahlabenden: (von oben links nach unten rechts) Kurt Biedenkopf und Johannes Rau 1980; Jürgen Möllemann, der Triumphator 2000; Jürgen Rüttgers und Peer Steinbrück 2005; Norbert Röttgen und Hannelore Kraft 2012.

Foto: dpa

Quizfrage: Was ist in diesem Mai in Nordrhein-Westfalen anders als in den anderen Jahren mit einer 5 und einer 0 am Ende? Die Antwort: Diesmal gibt es keine Landtagswahl. Seit 40 Jahren fällt immer im Mai die Entscheidung über die Zusammensetzung des Landesparlaments für die nächsten fünf Jahre. Weil die vorige Wahlperiode mit der rot-grünen Minderheitsregierung aber schon nach zwei Jahren zu Ende war, ist auch die Serie - Landtagswahlen in Jahren mit 0 oder 5 - beendet. Ein kleiner Rückblick auf runde und halbrunde Jahrestage der Wahlen:

4. Mai 1975

"Wählt den politischen Frühling" steht auf den Plakaten der CDU im Wahlkampf zu lesen, und mit Oppositionschef Heinrich Köppler holt die Partei tatsächlich die meisten Stimmen. Doch SPD und FDP setzen ihre schon neun Jahre bestehende Koalition unter Ministerpräsident Heinz Kühn (SPD) fort. Horst-Ludwig Riemer ist Landeswirtschaftsminister und FDP-Landesvorsitzender. Im GA-Interview gut 30 Jahre später begründet er das Festhalten an dem rot-gelben Bündnis unter anderem mit dem "Vertrauen zueinander. Das fehlte uns bei einigen in der CDU."

11. Mai 1980

Ein schwerer Schlag für die Liberalen, denn sie müssen sich aus dem Parlament und somit natürlich auch aus der Landesregierung verabschieden. 4,98 Prozent sind es landesweit - rund 1200 Stimmen fehlen. Erstmals kann die SPD mit Johannes Rau als Ministerpräsident die absolute Mehrheit holen. Wenige Wochen vor der Wahl ist CDU-Spitzenkandidat Köppler gestorben. An dessen Stelle rückt der westfälische CDU-Vorsitzende Kurt Biedenkopf, der jedoch am Wahltag auf verlorenem Posten steht.

12. Mai 1985

Noch schlimmer erwischte es die immer noch in zwei Landesverbände aufgeteilte CDU heute vor 30 Jahren: Während Rau mit einem "Wir-in-NRW-Wahlkampf" das Zusammengehörigkeitsgefühl der Menschen in dem Bindestrichland befördert und mit 52,1 Prozent das beste SPD-Ergebnis aller Zeiten einfährt, muss die CDU mit dem rheinischen Landeschef Bernhard Worms als Spitzenkandidat ihr bis dahin schlechtestes Ergebnis hinnehmen (36,5 Prozent). Ein Jahr später fusionieren die rheinische und die westfälische CDU, doch eine Einheit ist die NRW-Union immer noch nicht. Auch nicht mit dem aus Bonn zur Befriedung des Landesverbandes nach Düsseldorf beorderten Arbeitsminister Norbert Blüm.

13. Mai 1990

Wie mit Worms fünf Jahre zuvor erzielt die CDU mit Blüm an der Spitze gerade einmal 36,5 Prozent. Strahlender Sieger morgen vor 25 Jahren: Johannes Rau, der mit seiner SPD zum dritten Mal die absolute Mehrheit holt. Blüm weiß warum: "Der Übervater Rau wandelte schwebend über den Wolken und hatte ein großes Vertrauen der Bürger", sagt der Wahlverlierer im GA-Interview 15 Jahre später.

14. Mai 1995

Erstmals verliert die SPD mit Johannes Rau an der Spitze die absolute Mehrheit. Um weiterzuregieren, braucht die SPD die Grünen. "Das war ein richtiger Kulturschock für viele altgediente Sozialdemokraten", sagt Grünen-Spitzenkandidatin Bärbel Höhn einige Jahre später im Rückblick. Sie wird Umweltministerin - nach langwierigen Verhandlungen in der damaligen NRW-Landesvertretung in Bonn. Bauminister Michael Vesper wird Raus Vize. In Düsseldorf ist Rot-Grün schnell eine Streitkoalition, dennoch entpuppt sich die Koalition als Modell für den Bund.

14. Mai 2000

War das Ergebnis nun eine Bestätigung des rot-grünen Bündnisses oder eben nicht? Am Wahlabend gehen die Meinungen auseinander, haben beide Parteien doch jeweils rund drei Prozentpunkte verloren. Ministerpräsident Wolfgang Clement flirtet zwar mit dem Triumphator der Wahl, FDP-Landeschef Jürgen Möllemann, der seine Partei aus der außerparlamentarischen Opposition gleich auf 9,8 Prozent befördert, gibt aber dann doch den Grünen den Zuschlag. Für die CDU mit Spitzenkandidat Jürgen Rüttgers ist diese Wahl schon vor dem Wahltag verloren, belastet doch vor allem die Spendenaffäre um Helmut Kohl den Wahlkampf.

22. Mai 2005

Die SPD mit Ministerpräsident Peer Steinbrück ist nach 38 Jahren in der Regierung ausgelaugt, das Bündnis mit den Grünen war zwei Jahre zuvor fast schon auseinandergebrochen und konnte nur mit Mühe gekittet werden. Innenminister Fritz Behrens empfahl Steinbrück damals - bekanntlich vergeblich - eine Koalition mit der Union, um die SPD "aus dem Bündnis mit den Grünen zu befreien und 2005 noch eine Chance zu haben", wie er dem GA einige Jahre später verrät. Bei der Wahl unterliegt Steinbrück klar, für Rüttgers ist der Weg frei. Ein Zuwachs von 7,8 Punkten auf 44,8 Prozent bringt den CDU-Landeschef in die Staatskanzlei. Schnell wird eine "Reformkoalition", wie es heißt, mit der FDP unter Andreas Pinkwart gebildet.

9. Mai 2010

Der katastrophale Start der schwarz-gelben Koalition im Bund, mehrere Affären der NRW-Union und Gegenwind zum Beispiel in der Schulpolitik führen dazu, dass CDU und FDP die Landtagsmehrheit verlieren. Mit 34,6 Prozent liegt die CDU nur noch 0,1 Punkte vor der SPD. Weil eine große Koalition nicht zustande kommt, setzt SPD-Landeschefin Hannelore Kraft - getrieben von der Grünen-Spitzenkandidatin Sylvia Löhrmann - auf eine rot-grüne Minderheitsregierung und wechselnde Mehrheiten.

13. Mai 2012

Vor allem die Haltung der FDP, den Landeshaushalt nicht mehr mitzutragen, führt zum Ende der Minderheitsregierung. Doch das Kalkül von CDU-Landeschef Norbert Röttgen, nach Neuwahlen ein schwarz-gelbes Bündnis zu bilden, geht schief. Das hat auch damit zu tun, dass er sich im Wahlkampf weigert, Farbe zu bekennen. Immer wieder weicht der Bundesumweltminister der Frage aus, ob er auch als Oppositionsführer nach Düsseldorf geht. Die Quittung: 26,3 Prozent. Kraft bildet mit den Grünen eine Regierung, die diesmal auch über eine Mehrheit im Parlament verfügt.

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