SPD-Kanzlerkandidatur Der Angreifer

Meinung | Berlin · Angela Merkels Gegner steht jetzt auf dem Platz: Martin Schulz, Kanzlerkandidat der SPD und bald auch deren Parteivorsitzender.

Martin Schulz hat in seiner ersten Rede als Herausforderer Merkels das getan, was er als Kanzlerkandidat einer Volksparti tun muss: Er hat den Anspruch auf das Kanzleramt angemeldet, sonst müsste er erst gar nicht in den Wahlkampf ziehen. Schulz setzt dabei auf klassische SPD-Themen: soziale Gerechtigkeit, bezahlbares Wohnen, Kita-Plätze, gute Löhne gegen Altersarmut, mehr Polizei für mehr innere Sicherheit und auf eine breite Solidarität gegen einen neuen Nationalismus à la AfD.

Schulz will der vierte Bundeskanzler der Bundesrepublik mit SPD-Parteibuch werden – „in welcher Konstellation auch immer“, wie er zuletzt betont hat. Nichts ist unmöglich, doch nach heutigem Stand üssten sehr viele Dinge zugunsten der SPD zusammenkommen. Vor allem stellt sich die Frage: Zu welchem Preis, sollte die Linke mit ihren utopischen Forderungen nach Auflösung der Nato und dem Ende aller Bundeswehr-Auslandseinsätze Teil einer künftigen Koalition sein?

Schulz ist nun in der Rolle des Angreifers gegen eine immer noch beliebte Bundeskanzlerin. Er wird die richtige Balance zwischen Attacke und eigenem Angebot finden müssen. Vorteil: Schulz ist frei von jeglicher Kabinettsdisziplin. Nachteil: Diese Freiheit kann zur überzogenen Offensive verführen. Schulz muss seiner Partei Mut machen, den diese schon beinahe verloren hatte. Der Auftakt ist gemacht. Sollte die Volkspartei SPD nach dieser Wahl wieder deutlich mehr Volk erreicht haben, hätte Schulz schon viel gewonnen.

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