Kommentar zur Landtagswahl in Hessen Denkzettel

Meinung | Bonn · Jeder zweite Wähler wollte am Sonntag laut Umfragen den Bundesparteien einen Denkzettel verpassen. CDU und SPD sind bei der Wahl in Hessen abgestürzt, Gewinner sind die Grünen, ein Partner für Schwarz-Grün könnte die FDP sein, kommentiert Nils Rüdel.

 Eine Frau wirft ihren Wahlbrief in eine Wahlurne. Foto: dpa

Eine Frau wirft ihren Wahlbrief in eine Wahlurne. Foto: dpa

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Fast schon verzweifelt hatten die Wahlkämpfer von CDU und SPD in Hessen bis zuletzt versucht, den Frust der Wähler über die große Koalition in Berlin von sich fern zu halten. Doch vergebens: Die beiden Volksparteien haben nach Bayern nun in Hessen ihre nächste schwere Schlappe erlitten.

Jeder zweite Wähler wollte am Sonntag laut Umfragen den Bundesparteien einen Denkzettel verpassen. Das heißt in Zahlen: Ein Minus von gut zehn Prozentpunkten für den Merkel-treuen Ministerpräsidenten Volker Bouffier (CDU), der zusammen mit den Grünen eigentlich geräuschlos regiert und eine durchaus erfolgreiche Bilanz vorzuweisen hat.

Noch dramatischer sieht es bei der SPD aus: nur noch rund 20 Prozent der Wählerstimmen – das schlechteste Ergebnis seit 1946 in dem einstigen sozialdemokratischen Stammland. Der wackere Spitzenkandidat Thorsten Schäfer-Gümbel konnte den Wählern nicht erklären, warum Hessen eine starke Sozialdemokratie braucht.

Trotz herber Verluste wird Bouffier den Wahlabend als Ministerpräsident wohl überleben. Er hat sich über die Runden gerettet vor allem Dank der Grünen und ihrem Star Tarek Al-Wazir. Die Ökopartei hat ihre Stimmen fast verdoppelt. Die Mehrheit von Schwarz-Grün ist allerdings nur hauchdünn, weshalb wohl ein dritter Partner gebraucht wird. Das könnte die FDP sein, aber sie wird einen Preis verlangen.

Kontinuität in Hessen also, aber mit weniger CDU und deutlich mehr Grün – das ist die Botschaft vom Sonntagabend.

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