Großes Polizeiaufgebot Demonstrationen in Chemnitz beendet - Tausende bei Konzert

Chemnitz · Wieder haben sich in Chemnitz Demonstranten verschiedener Lager versammelt. Den größten Zulauf hatte allerdings Beethoven.

 Die Kulturbetriebe der Stadt setzten mit einem Open-Air-Konzert ein Zeichen gegen Fremdenfeindlichkeit, Hetze und Gewalt.

Die Kulturbetriebe der Stadt setzten mit einem Open-Air-Konzert ein Zeichen gegen Fremdenfeindlichkeit, Hetze und Gewalt.

Foto: Hendrik Schmidt

Knapp zwei Wochen nach dem Beginn aggressiver Proteste haben sich in Chemnitz erneute Tausende Demonstranten versammelt. Zu einem Aufzug der rechtspopulistischen Bewegung "Pro Chemnitz" kamen am Freitagabend nach Angaben der Polizei rund 2350 Teilnehmer. Angemeldet waren 1000.

Die Zahl der Gegendemonstranten aufseiten des Bündnisses "Chemnitz nazifrei" bezifferte eine Polizeisprecherin mit 1000 auf doppelt so viele wie angekündigt. Die Lage sei "fast störungsfrei" geblieben. Es wurden sechs Verstöße gegen das Vermummungsverbot registriert. Verletzt worden sei niemand. Die Polizei war mit einem Großaufgebot im Einsatz.

Parallel zu den Demonstrationen setzten die Kulturbetriebe der Stadt mit einem Open-Air-Konzert von Beethovens 9. Sinfonie ein Zeichen gegen Fremdenfeindlichkeit, Hetze und Gewalt. Die 4500 Sitzplätze auf dem Theaterplatz waren komplett gefüllt. Dazu standen noch mehrere Hundert Menschen am Rand. Wegen eines heftigen Wolkenbruchs wurde das Konzert für eine Viertelstunde unterbrochen. Die Besucher blieben und zogen Regenponchos über.

Die Teilnehmer der "Pro Chemnitz"-Demo skandierten immer wieder "Wir sind das Volk" und "Das ist unsere Stadt". Mit diesen Rufen waren die Menschen auch schon auf die Straße gegangen, nachdem am Rande des Stadtfestes vor zwei Wochen ein 35 Jahre alter Deutscher erstochen worden war. Als tatverdächtig gelten drei Männer aus Syrien und dem Irak. Zu den ersten Demos hatten unter anderem Hooligan-Gruppen mobilisiert, die mit ihrer Aggressivität laut sächsischem Verfassungsschutz den Ton angegeben hatten.

Die Polizei trennte am Freitagabend die beiden Versammlungen mit Gittern ab. Zur Unterstützung der sächsischen Polizei waren Beamte aus sechs Bundesländern sowie die Bundespolizei im Einsatz. Ein Polizeihubschrauber kreiste über der Stadt.

Ein Sprecher auf der Demonstration des Bündnisses "Chemnitz nazifrei" sagte, es gehe jetzt darum zu zeigen, dass Antifaschismus und Antirassismus nicht nur ein Event seien. Am Montag waren zum "#wirsindmehr"-Konzert gegen rechtsextreme Gewalt nach Angaben der Stadt 65 000 Menschen gekommen. Auf dem Gratis-Konzert hatten unter anderem Kraftklub, Die Toten Hosen und Marteria gespielt.

Während des Konzertes wurden Spenden gesammelt. Dabei seien exakt 22 106,41 Euro zusammengekommen, wie die Veranstalter mitteilten. Das Geld soll zur einen Hälfte an die Familie des getöteten 35-Jährigen übergeben werden. Die andere Hälfte gehe zu gleichen Teilen an das Bündnis "Chemnitz nazifrei" und die Opferberatung "RAA Sachsen".

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