Artikel vom 18.08.1988 'Dann knallt es da drin - mein Kumpel ist brandgefährlich'

Millionen von Fernseh-Zuschauern wurden gestern Abend Zeuge eines makabren Dokuments. Das ZDF-heute-journal zeigte ein Interview mit dem Geiselnehmer Hans-Jürgen Rösner (31), der kurz zuvor in Bremen - gemeinsam mit seinem Kumpanen Dieter Degoswki (32) - einen Linienbus mit 30 Fahrgästen gekapert hatte.

Kaltblütig hatten sich die Geiselnehmer - bevor sie Bremen wieder verließen - immer wieder direkt an die Journalisten am Tatort gewandt - und sich auch im Bus mit ihren Geiseln fotografieren lassen. Der Wortlaut des Interviews:

Frage: 'Wie lange wollen Sie denn die Geschichte noch fortsetzen?'

Rösner: 'Wir werden einige Forderungen stellen, und werden die nicht erfüllt, dann knallt es.'

Frage: 'Wollen Sie das wirklich auf sich nehmen?'

Rösner:'Ja. Wir haben abgeschlossen mit dem Leben. Wir sind jetzt seit über 30 Stunden auf der Flucht und die verfolgen uns dauernd da die Bullen, und die sind ziemlich fertig die beiden Bankangestellten, und vor allem die Frau, die möchte nach Hause und so. Und wir waren heute bereit gewesen, beide wegfahren zu lassen. Wir hatten da so einen 230er E-Mercedes, und da haben die uns aber dauernd verfolgt, und da konnten wir zu unserer Sicherheit eben nicht das Risiko eingehen, die laufen zu lassen. Und dann wollten wir den Mercedes geben, daß sie ihn abholen können, und wir wollen dann mit dem andern weg. Und dann kamen die uns wieder in die Quere. Wir waren also so ziemlich sicher, daß uns keiner verfolgt, und da haben wir sie doch gesehen. '

Frage: 'Und Sie meinen nicht, daß es nicht besser ist aufzugeben?

Rösner: 'Aufgeben auf keinen Fall. Ich kann Ihnen konkret sagen, wie das dann abläuft. Dann knallt es da drin - und vor allem mein Kumpel ist brandgefährlich ... Ich habe elf Jahre Knast weg ... Ich war von Anfang an im Erziehungsheim da und solche Scheiße alles, und ich scheiß auf mein Leben. Und das mein ich ganz im Ernst.'

Frage: 'Aber die anderen, die Unschuldigen?'

Rösner: 'Kann ich nichts für.'

Frage: 'Und wie geht's jetzt weiter? Was wollen Sie im Moment machen?'

Rösner: 'Wir warten jetzt erst einmal, was da abläuft so. Ich weiß ja nicht, was die vorhaben jetzt.'

Frage: 'Und Sie würden tauschen, also Ihre Geiseln gegen jemand anderes?'

Rösner: 'Ja. Wegen der Frau da aus der Bank. Daß die nach Haus kommt. ... ein Kripobeamter, und der muß mit Ausweis und Bild da rein kommen und Handschellen auf dem Rücken. Und dann wird noch ne
Geldsumme gefordert, noch ne höhere.'

Frage: 'Noch mal Geld?'

Rösner: 'Noch mal Geld.'

Frage: 'Kann man das wissen, wie hoch das Geld sein wird?'

Rösner: 'Na so um die 300 000 bis 400 000 noch.'

Frage: 'Welche Chance rechnen Sie sich aus, davonzukommen?'

Rösner: 'Für mich ist das absolut sicher, daß ich davonkomme. Entweder da - oder weg.'

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort