Baustellen-Marathon in NRW Bypässe für den Rheinbrücken-Neubau

DÜSSELDORF · Baustellen rund um den Kölner Autobahnring werden die Autofahrer noch auf Jahre belasten. Ein behörden- und verkehrsmittelübergreifendes Baustellen-Management soll das Schlimmste verhindern.

 Gewohntes NRW-Stau-Bild: Erlösung ist nicht in Sicht.

Gewohntes NRW-Stau-Bild: Erlösung ist nicht in Sicht.

Foto: dpa

Bei der Vorstellung der Maßnahmen gestern in Düsseldorf wurde aber klar: Garantiert ist der Verkehrsfluss im Herzen des nordrhein-westfälischen Autobahnnetzes nicht. Für den Infarkt könnte die marode Leverkusener Rheinbrücke über der A1 sorgen. Offen gibt NRW-Verkehrsminister Michael Groschek (SPD) zu: "Wenn die Brücke komplett ausfällt, hätte das Verkehrsfolgen, die man nicht mehr regeln kann." Aus Sicht der Opposition ein Zeichen schlechter Planung - in jedem Fall aber eine Gratwanderung. "Kommt es zu kleinsten Verzögerungen oder treten Schäden an anderer Stelle auf, droht dem Rheinland das absolute Verkehrschaos", warnte die FDP in einer Mitteilung.

Abenteuerliche Notfall-Szenarien sind bereits geprüft worden: Ein Fährbetrieb etwa. Als Anleger wären sogar noch alte Nato-Rampen verfügbar, berichtete Groschek. Um den Verkehr aufzufangen, der normalerweise rund 120 000 Fahrzeuge über die Rheinbrücke führt, ist das allerdings kein realistischer Ersatz - selbst wenn man "nur" die rund 20 000 Lkw in den Blick nähme, die vor der Sperrung für den Schwerlastverkehr täglich die Brücke passierten. "Das würde einer Sperrung des Rheins gleichkommen", stellte Groschek fest. "Das ist schon fast Notfall-Seelsorge, die da nötig wäre."

Um den Infarkt zu verhindern, sollen mehrere Bypässe gelegt werden, die schnell für tragfähige Umleitungen und Ersatzbauwerke sorgen. Das Ziel: Bis der Mega-Brückenneubau 2017 beginnt, sollen die meisten anderen Autobahnstellen im gesamten Raum Köln-Leverkusen vorgezogen und möglichst schon abgewickelt werden. "Ein sehr ehrgeiziges Programm", gibt der Baustellen-Koordinator des Landesbetriebs Straßen.NRW, Mario Korte, zu. "Puffer sind nicht eingebaut." Das Projekt ist zum Gelingen verdammt. 15 Maßnahmen stehen auf der Liste: Neben dem großen Brücken-Neubau weitere Ersatzbauten, Fahrbahn- und Tunnelsanierungen, zusätzliche Fahrspuren bis hin zu Lärmschutzwänden. In einigen Fällen sind befristete Vollsperrungen mindestens einer Fahrtrichtung vorgesehen - etwa wenn im Frühjahr 2017 auf der A3 zwischen Köln-Ost und Köln-Mülheim der Asphalt ausgetauscht wird.

"Bis Mitte 2016 wird es kribbelig auf den Autobahnen", stellte Korte fest. In der Spitze - bis Mitte 2016 - werde es rund um Köln und Leverkusen sieben Baustellen parallel geben. 2017 soll es neben dem Brücken-Neubau dann nur noch eine Großbaustelle parallel geben: einen Ersatzneubau am Autobahnkreuz Köln-Nord. Autofahrer können sich unter der Internet-Adresse www.mobil-im-rheinland.de stets auf den neusten Stand bringen.

Alle Baumaßnahmen zusammen werden nach Angaben des Ministeriums bis 2023 rund zwei Milliarden Euro verschlingen. Den Löwenanteil trägt - bis auf Planungskosten - der Bund. Auch in das Zusammenschweißen, Ausbessern und Stabilisieren der alten Leverkusener Brücke müssten noch mindestens zwölf Millionen Euro investiert werden, damit das rund 50 Jahre alte Bauwerk bis 2020 durchhält.

Für Kölns Oberbürgermeister Jürgen Roters (SPD) ist entscheidend, dass es keine "Schleich-Verkehre" aus Bulgarien, Rotterdam und anderen Ländern gibt, die sich zwischenzeitlich durch die Kölner Innenstadt und über die Rheinuferstraße drängeln. Immerhin seien 45 Prozent der Lkw von der Leverkusener Brücke reine Transit-Verkehre. "Dem müssen wir einen ordnungsbehördlichen Riegel vorschieben", unterstrich Groschek. Außerdem hofft Roters, dass die Leverkusener Brücke Ende des Jahres wieder für den Lkw-Verkehr befahrbar sein wird. Darüber werde allein die Expertise der besten Fachleute entscheiden, betonte Groschek.

Die Baumaßnahmen im Einzelnen:

  • Punkt 1 - A1/A4: Umbau des Autobahnkreuzes Köln-West (Modul 2 Ost). Bis Mitte 2015. Bau von Brückenbauwerken. Sperrung des Fahrstreifens von der A1 aus Richtung Süden auf die A4 Richtung Westen (Aachen).
  • Punkt 2 - A1/A4: Umbau des Kreuzes Köln-West (Modul 2 West und Modul 3). Bau des sogenannten Überfliegers von der A4 aus Richtung Osten auf die A1 Richtung Süden. Beginn: Mitte 2015. Dauer: 18 Monate. Hier kann es zu einzelnen Sperrungen kommen.
  • Punkt 3 - A1: 6-streifiger Ausbau zwischen Köln-Bocklemünd und Autobahnkreuz Köln-Nord. Bis Mitte 2015. Drei Fahrstreifen je Fahrtrichtung stehen dem Verkehr hier zur Verfügung.
  • Punkt 4 - A1: Ersatzneubau des zentralen Bauwerks im Autobahnkreuz Köln-Nord. Beginn: Herbst 2016. Dauer bis Ende 2018.
  • Punkt 5 - A1: Sanierung der Rheinbrücke Leverkusen. Aktuell darf der Verkehr, der schwerer als 3,5 Tonnen ist, die Brücke nicht passieren. Die Dauer dieser Einschränkung ist noch offen.
  • Punkt 6 - A1: Ersatzneubau Rheinbrücke Leverkusen. Beginn: 2017. Dazu müssen noch Umbauten im Autobahnkreuz Leverkusen-West mit Sperrungen von Fahrbeziehungen durchgeführt werden. Umleitungen über die A59, die A542 und die A3.
  • Punkt 7 - A542: Sanierung zwischen dem Dreieck Langenfeld und dem Kreuz Monheim-Süd. Beginn: 2016. Bei der Sanierung soll jeweils eine Fahrtrichtung gesperrt werden. Der erste Bauabschnitt Langenfeld-Monheim wird etwa sechs Monate beanspruchen, der zweite Monheim-Langenfeld etwa acht Monate.
  • Punkt 8 - A3: Sanierung der Fahrbahn zwischen Dreieck Langenfeld und Anschlussstelle Leverkusen/Opladen sowie Einbau einer "telematischen Anlage" zwischen Opladen und dem Kreuz Hilden zur Steuerung des Verkehrs. Ab 2016.
  • Punkt 9 - A1/A3: Verstärkung des sogenannten Zentralbauwerks im Kreuz Leverkusen im Verlauf der A3. Voraussichtlich bis zum Frühjahr 2015.
  • Punkt 10 - A3: 8-streifiger Ausbau zwischen Köln-Mülheim und Leverkusen. Beginn im Frühjahr 2015. Dauer: rund zwei Jahre.
  • Punkt 11 - A3: Austausch des Asphalts zwischen Köln-Ost und Köln-Mülheim. Die Lebensdauer des offenporigen Asphalts dort endet, er ist jetzt acht Jahre alt. Ein neuer Fahrbahnbelag muss her, das kann aus technischen Gründen nur durch eine Vollsperrung der jeweiligen Fahrtrichtung passieren. Als Zeitraum ist das Frühjahr 2017 in der Diskussion.
  • Punkt 12 - B55a: Sanierung des Tunnels Grenzstraße auf Kölner Stadtgebiet. Deswegen sind auch Verbindungen im Kreuz Köln-Ost gesperrt. Bis Ende 2016. Umleitung über die A4 bis Merheim.
  • Punkt 13 - A3: Neue Lärmschutzwand bei Rath/Heumar Richtung Frankfurt. Bis Ende 2015. Der Verkehr kann über drei Fahrstreifen je Richtung laufen. Einfahrt von A4 auf A3 ist verkürzt.
  • Punkt 14 - A3: Neuer Lärmschutz bei Rath/Heumar Richtung Oberhausen. Beginn 2016. Keine Einschränkung des Verkehrs auf der Autobahn.
  • Punkt 15 - A3/A4/A59: Ersatzneubau des zentralen Bauwerks im Autobahndreieck Heumar. Ab 2016.
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort
Der Souverän
Kommentar zum Tod Richard von Weizsäckers Der Souverän