"Tiger"-Unglück in Mali Bundeswehrausrüstung steht wieder in Kritik

Berlin · Nachdem die Besatzung eines Kampfhubschraubers "Tiger" im afrikanischen Mali ums Leben gekommen ist, wird die kritische Debatte um die Sicherheit der Bundeswehrausrüstung wieder lauter.

Es sind die schweren Tage im Leben einer Verteidigungsministerin. Dass dieser Moment kommen würde, ein Anruf mit einer wirklich schlechten Nachricht, damit musste Ursula von der Leyen rechnen, seit sie am 17. Dezember 2013 als erste Frau als Bundesministerin der Verteidigung vereidigt wurde. Ihr Platz in der zweiten Reihe der Regierungsbänke im Bundestag hat sie nie darüber hinweggetäuscht, dass die Themen ihres Ministeriums meistens erste Reihe waren – im Brennpunkt der Öffentlichkeit stehen. Auslandseinsätze deutscher Soldaten in Asien, Afrika und Europa, in fragilen Staaten wie Afghanistan, am Horn von Afrika, im Nordirak oder eben im westafrikanischen Wüstenstaat Mali, einem der ärmsten Länder der Erde, bergen Risiken – für die Soldaten wie auch für die Ministerin.

Am späten Mittwochabend hatte die Inhaberin der Befehls- und Kommandogewalt in Berlin traurige Gewissheit darüber erhalten, dass die Besatzung eines Kampfhubschraubers „Tiger“, ein Pilot und ein Waffensystemoffizier, beim Einsatz in Mali ums Leben gekommen war. Von der Leyen: „Ihr Auftrag war ein Beitrag zu unserer Sicherheit. Der Tod dieser Männer im Dienste unseres Landes trifft uns alle tief und er macht uns unendlich traurig.“ Es sind von der Leyens erste im Auslandseinsatz ums Leben gekommene deutsche Soldaten seit ihrem Amtsantritt. Die Bundeswehr unterstützt in Mali die UN-Mission Minusma, mit der das krisengeschüttelte Land stabilisiert und ein Friedensabkommen umgesetzt werden soll. Der Einsatz in Mali, in dessen Norden 2012 Tuareg-Rebellen kurzfristig die Macht übernommen hatten, gilt als die derzeit gefährlichste Auslandsmission der Bundeswehr. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier betonte: „Dieser tragische Vorfall zeigt einmal mehr, mit welchem hohen persönlichen Risiko der Einsatz unserer Soldatinnen und Soldaten verbunden ist.“ Verteidigungspolitiker des Bundestages forderten eine gründliche Untersuchung der Absturzursache.

Schon wird in Deutschland die Debatte wieder lauter, ob die Bundeswehr für ihre Einsätze auf unterschiedlichen Kontinenten und in unterschiedlichen Klimazonen auch wirklich angemessen ausgerüstet ist. „Afrika ist uns wichtig“, hatte die CDU-Politikerin betont, als sie 2014 erstmals in den Senegal und nach Mali reiste. Wichtig sind von der Leyen selbstredend auch Ausbildung und Ausrüstung der Bundeswehr. Doch schon 2014 hatte die Führung der UN-Mission Minusma Unterstützungsflüge deutscher „Transall“ abgelehnt, weil diese bei großer Hitze am Boden bleiben mussten und nachts gar nicht fliegen konnten. Zuletzt war die maximale Außentemperatur für den Einsatz der „Tiger“ in Mali noch einmal hoch gesetzt worden: von gut 43 auf 48 Grad.

Ob der Absturz des „Tiger“ womöglich auch mit zu hohen Außentemperaturen zu tun hat, muss noch geklärt werden. Hinweise auf einen Abschuss des Hubschraubers liegen bislang nicht vor. Und: Die Besatzung setzte keinen Notruf ab. Der Routineflugbetrieb der „Tiger“ ist vorerst ausgesetzt. Flüge im Einsatz werden nur für Aufträge geflogen, „bei denen Leib und Leben einen Einsatz unbedingt erfordern“, wie der Stellvertreter des Generalinspekteurs, Vizeadmiral Joachim Rühle, betonte. Ein Team des Generals Flugsicherheit sei auf dem Weg nach Mali. Über Probleme mit dem „Tiger“ kursierten zuletzt immer wieder Medienberichte. Unter anderem fehlten demnach Piloten, aber es gab eben auch Bedenken, wenn der „Tiger“ in großer Hitze eingesetzt würde.

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