Bundestagswahl Bundestagswahl: Rekord an Briefwählern erwartet

Wiesbaden/Berlin · Fast jeder Vierte hat bei der letzten Bundestagswahl per Brief abgestimmt. Diesmal werden es voraussichtlich noch mehr sein - und damit so viele wie bei keiner Bundestagswahl zuvor.

 In Kisten sortierte Wahlbriefe für die Bundestagswahl.

In Kisten sortierte Wahlbriefe für die Bundestagswahl.

Foto: Franziska Kraufmann / Archiv

Der Anteil der Briefwähler bei der Bundestagswahl steuert auf einen Rekord zu. Alle Bundesländer verzeichnen einen Anstieg der Nachfrage nach Briefwahl-Unterlagen, zumindest in größeren Städten, wie eine deutschlandweite dpa-Umfrage ergab.

Bei der Bundestagswahl vor vier Jahren hatte fast jeder Vierte (24,3 Prozent) von der Möglichkeit Gebrauch gemacht, vor dem Wahltag per Brief sein Kreuz zu machen.

Der Unterschied zwischen beantragten Unterlagen und tatsächlichen Briefwählern ist nach Einschätzung von Wahlforschern sehr gering. Sie rechnen ebenfalls mit so vielen Briefwählern wie nie. "Alle Zeichen deuten darauf hin", sagte Politikwissenschaftler Thorsten Faas von der Universität Mainz am Mittwoch.

Im bevölkerungsstärksten Bundesland Nordrhein-Westfalen melden viele Städte eine Rekord-Nachfrage an Briefwahl-Unterlagen. Am stärksten zeigt sich der Trend in Aachen, wo nach Angaben der Kommune schon fast jeder Dritte sein Kreuz gemacht hat. Zu den Spitzenreitern gehört auch Essen, wo mehr als 23 Prozent Briefwahl beantragt haben. "Wir haben einen Rekord geknackt", sagte Sprecherin Jasmin Trilling.

Noch höher ist der Anteil in vielen Großstädten: In München haben mehr als 35 Prozent einen Wahlschein beantragt - ein Plus von fünf Prozentpunkten. In Berlin wurde ein Rekord von 26,4 Prozent erreicht. In Hamburg sind es sogar 29,3 Prozent. Zum gleichen Zeitpunkt vor vier Jahren hatten in der Hansestadt nur 22,5 Prozent ihre Wahlunterlagen bestellt.

In der baden-württembergischen Landeshauptstadt Stuttgart haben rund 28 Prozent einen Briefwahlantrag gestellt. Vor vier Jahren hatten nur 23,5 Prozent der Stuttgarter ihre Stimme vorzeitig abgegeben. Von einer "Riesenwoge an Briefwählern" berichtet der Sprecher der Stadt Mainz, Ralf Peterhanwahr. Mehr als 30 Prozent der Wahlberechtigten haben Briefwahlunterlagen angefordert. Der Trend zur Briefwahl ist auch in anderen Städten von Bayern, Rheinland-Pfalz, Hessen und dem Saarland zu spüren. In Saarbrücken hat schon mehr als jeder Fünfte gewählt. Die Briefwahl ist auch in den ostdeutschen Bundesländern zunehmend beliebt, alle fünf melden Zuwächse bei den Anträgen.

Ein Plus gibt es zwar auch in mehreren niedersächsischen Städten. In Hannover und Hildesheim liegt der Anteil allerdings nur bei etwa 19 Prozent, in Göttingen sind es dagegen rund 23 Prozent. Auch in Bremen sind es nur 19 Prozent und trotzdem ein deutlicher Zuwachs. "Wenn dieser Trend anhält, müssen wir uns bei der nächsten Wahl anders aufstellen", sagte die Bremer Kreiswahlleiterin Carola Janssen.

In Schleswig-Holstein hatte die Briefwahlquote 2013 bei nur 18 Prozent gelegen. Diesmal gebe es unter anderem aus Kiel, Lübeck, Neumünster und Elmshorn eine höhere Nachfrage, heißt es beim Landeswahlleiter.

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