Behörde kommt nicht nach Bonn Bonner Abgeordnete kritisieren Entscheidung zu neuem Bundesamt

Das Auswärtige Amt wächst: Das neue „Bundesamt für Auswärtige Angelegenheiten“ soll sich um schnellere Visabearbeitung und die Verteilung von humanitärer Hilfe kümmern. Standort wird Brandenburg an der Havel. Das ruft die Bonner Abgeordneten Katja Dörner und Alexander Graf Lambsdorff auf den Plan.

Bonn: Bundesamt für Auswärtige Angelegenheiten kommt nicht nach Bonn
Foto: Rolf Vennenbernd

Brandenburg an der Havel wird 2021 Sitz einer neuen Behörde des Auswärtigen Amtes. Das Bundeskabinett brachte einen Gesetzentwurf über die Errichtung eines „Bundesamts für Auswärtige Angelegenheiten“ auf den Weg. Mindestens 200 Mitarbeiter sollen dort beschäftigt sein und unter anderem Visa bearbeiten. Das Außenamt will Vertretungen im Ausland entlasten, da künftig voraussichtlich mehr Menschen über das Fachkräfteeinwanderungsgesetz nach Deutschland kommen werden.

Ferner wird das neue Bundesamt für die Bearbeitung sogenannter Zuwendungen zuständig sein - dazu gehören beispielsweise Mittel für humanitäre Hilfe und Krisenprävention. Die Mitarbeiter sollen nicht Teil der ansonsten für das Auswärtige Amt typischen Personalrotation sein. Mit der Standortwahl soll ein Beitrag zum „Dezentralisierungsziel“ der Bundesregierung geleistet werden. Unter dem Stichwort gleichwertige Lebensverhältnisse hat sich die Bundesregierung zum Ziel gesetzt, Bundesbehörden in strukturschwachen Regionen anzusiedeln. Die Stadt Brandenburg an der Havel hat gut 72.000 Einwohner.

 Bundestagsabgeordnete Katja Dörner (Grüne) kritisierte die Entscheidung der Bundesregierung als „unverständlich“.

Bundestagsabgeordnete Katja Dörner (Grüne) kritisierte die Entscheidung der Bundesregierung als „unverständlich“.

Foto: picture alliance / dpa

Die Bonner Bundestagsabgeordneten Katja Dörner (Grüne) und Alexander Graf Lambsdorff (FDP) kritisierten die Entscheidung der Bundesregierung als „unverständlich“. Die Bundesstadt wäre ein geeigneterer Standort für die neue Behörde gewesen, heißt es in einer gemeinsamen Mitteilung. Bonn verfüge mit dem Entwicklungs- und dem Verteidigungsministerium, dem UN-Klimasekretariat und der GIZ über ein in Deutschland einzigartiges internationales Profil. „Das muss erhalten und ausgebaut werden“, so die Politiker. „Eine Bundesbehörde in Brandenburg an der Havel anzusiedeln, ist sicher richtig, diese Behörde aber gehört nach Bonn."

Der Bundesrechnungshof hatte das Außenamt wiederholt aufgefordert, sich konsequent von „nicht-ministeriellen Aufgaben“ zu trennen und dabei auf den massiven Anstieg der Zuwendungen hingewiesen. Betrugen die Mittel für humanitäre Hilfe und Krisenprävention 2006 insgesamt noch 70 Millionen Euro, sind es im Haushalt 2020 rund zwei Milliarden Euro. Der Bundesrechnungshof merkte an, dass diese Bereiche „förderrechtlich besonders anspruchsvoll“ seien. Das Auswärtige Amt sei dem „derzeit nicht gewachsen“.

(mit Material von epd)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort