Kommentar zur Nitratbelastung des Grundwassers Blamabel

Meinung | Berlin · Dass das Grundwasser nach wie vor mit Nitrat belastet ist, ist keine Kleinigkeit, findet GA-Chefredakteur Helge Matthiesen. Politik und Landwirte müssen endlich handeln.

 Greenpeace-Aktivisten protestieren mit einem drei Meter grossem Teller voller Gülle gegen Folgen der Massentierhaltung vor dem Reichstag in Berlin.

Greenpeace-Aktivisten protestieren mit einem drei Meter grossem Teller voller Gülle gegen Folgen der Massentierhaltung vor dem Reichstag in Berlin.

Foto: dpa

Wasser ist ein existenziell wichtiges Lebensmittel. Aber die Landesregierungen der Republik schaffen es nicht, die Überdüngung der Böden zu stoppen. Das ist keine Kleinigkeit, der irgendwelche Frösche irgendwo zum Opfer fallen. Die Folgen sind für Menschen gravierend. Nitrat im Leitungswasser macht es vor allem für kleine Kinder zur echten Gefahr. Wenn Deutschland jetzt aufgefordert wird, sich dieser Frage endlich zu stellen, dann ist das mehr als blamabel. Ganz offenbar bedarf es dieses Anschubs aus Europa, denn von allein tut sich einfach zu wenig.

Das Problem ist gar nicht neu. Schon seit Jahrzehnten warnen Experten vor den Folgen der intensiven Landwirtschaft. Ausufernde Tierhaltung produziert große Mengen Gülle, die Hauptursache für die Nitratbelastung sind. Weil zu viel auf zu kleine Flächen ausgebracht wird, muss das Trinkwasser aus immer tieferen Schichten gepumpt werden. Oder die Versorgungsunternehmen führen es über weite Strecken aus Talsperren in die städtischen Zentren. Das kostet viel Geld. Die Zeche zahlen wir alle über den Wasserpreis. In einigen Regionen ist das Grundwasser schon nicht mehr genießbar.

Es muss also dringend etwas geschehen, weil es so einfach nicht weitergehen darf. In vielen Regionen haben auch die Landwirte selbst das schon verstanden und bemühen sich um eine schonende Wirtschaftsweise. Alle anderen sägen an dem Ast, auf dem wir alle sitzen. Sie selbst eben auch. Warum die Politik in Deutschland das immer noch nicht ausreichend versteht, ist eigentlich unerklärlich.

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