Empfehlung Aus Rot mach' Grün, aus Grün mach' Rot

BONN · So was hat es bei einem Wahlkampf wohl noch nicht gegeben: Die Landtagskandidaten von SPD und Grünen im Wahlkreis Bonn II (südliches Bonn, Bad Godesberg und Hardtberg) geben eine Wahlempfehlung jeweils für die andere Partei.

 Helfen sich gegenseitig: die Landtagskandidaten Renate Hendricks (SPD)...

Helfen sich gegenseitig: die Landtagskandidaten Renate Hendricks (SPD)...

Foto: dpa

Renate Hendricks (SPD) und Rolf Beu (Grüne) verblüfften gestern bei der Podiumsdiskussion des Abendgymnasiums und Weiterbildungskollegs Bonn vor mehreren hundert jungen Leuten mit ihrem Aufruf, mit der Erststimme die SPD-Kandidatin zu wählen, die Zweitstimme aber den Grünen zu geben.

"Das ist ganz spontan entstanden, das war eine spontane Aktion von Rolf Beu und mir", erklärte Hendricks hinterher. "Wir wollen die Mehrheit in Düsseldorf und die erfolgreiche Politik von Rot-Grün fortsetzen", sagte die Sozialdemokratin. Mit ihren Parteispitzen sei dies nicht abgesprochen.

Und: "Ich stehe zu der Wahlempfehlung." Das tut auch Rolf Beu. Auch der Grüne versichert, dass es keine offizielle Absprache der Landesparteien gibt. "Das ist eine persönliche Abstimmung zwischen Frau Hendricks und mir. Wenn wir weiter Rot-Grün in Düsseldorf möglich machen wollen und möglichst viele Bonner in den Landtag bekommen wollen, dann ist das ein Weg."

Hendricks hat das Direktmandat vor zwei Jahren verpasst. Sie holte 32,6 Prozent, CDU-Mann Benedikt Hauser gewann den Wahlkreis mit 38,5 Prozent. Allerdings rückte Hendricks rasch in den Landtag nach. Die Chance nachzurücken, wenn sie den Wahlkreis nicht direkt holt, stehen diesmal schlechter.

Wahlbeobachter gehen davon aus, dass die SPD landesweit wieder viele Direktmandate zurückerobern wird. Dies würde die Bildungspolitikerin, die sich selbst als "unabhängig und querdenkend hartnäckig, konsequent und erfolgreich" beschreibt, weit zurück werfen. Ein rasches Nachrücken wie in der vergangenen Wahlperiode wäre nicht mehr drin.

Der Weg nach Düsseldorf führt für sie wohl nur über das Direktmandat. Indirekt gibt Hendricks das zu: "So habe ich eine echte Chance, und die Grünen bekommen auch ein gutes Ergebnis." Beu dagegen ist sehr auf die Zweitstimmen angewiesen. "Ich habe nur eine reelle Chance, in den Landtag zu kommen, wenn die Grünen landesweit mindestens 13,5 Prozent holen", hat sich der Grüne ausgerechnet.

Er steht auf Listenplatz 26. Bei den Landtagswahlen 2010 gelang 23 grünen Kandidaten der Sprung ins Parlament bei einem Wahlergebnis von 12,1 Prozent. Beide Politiker betonen, dass es keine offiziellen Absprachen gab und dass es ihnen lediglich um ein gutes Ergebnis für die Koalition geht. Der neue Flyer, den Hendricks am Wochenende erstmals verteilen will, enthält die Wahlempfehlung indes nicht. "Ich habe ja auch nichts dagegen, wenn manche beide Stimmen der SPD geben." Die Wahlempfehlung wollen beide jedenfalls beibehalten.

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