Kunstfestival in Wiesbaden Aus für Erdogan-Statue: Angst vor Ausschreitungen

Wiesbaden · Die kalkulierte Provokation der Wiesbadener Künstler geht auf. Als sich die Stimmung rund um die goldene Erdogan-Statue aber immer mehr aufheizt, zieht die Stadt die Reißleine.

 In Wiesbaden demontiert die Feuerwehr die Statue des türkischen Staatspräsidenten Erdogan. Die Stadt hat entschieden, die Statue aus Sicherheitsgründen abbauen zu lassen.

In Wiesbaden demontiert die Feuerwehr die Statue des türkischen Staatspräsidenten Erdogan. Die Stadt hat entschieden, die Statue aus Sicherheitsgründen abbauen zu lassen.

Foto: Sebastian Stenzel/Wiesbaden112.de

Die vier Meter hohe goldene Statue des türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan ist aus Furcht vor Ausschreitungen in Wiesbaden wieder abgebaut worden.

Die Stadt begründete den Schritt an diesem Mittwoch mit Hinweisen auf Protestierende aus dem gesamten Bundesgebiet. Der Aufwand, das im Rahmen des Kunstfestivals Biennale aufgestellte Werk zu schützen, sei zu hoch gewesen.

Die Feuerwehr war in der Nacht angerückt und hatte die Statue mit einem Kran entfernt. Die Räumung des Platzes, auf dem das Gips-Kunstwerk in Wiesbadens Innenstadt stand, war nach Polizeiangaben ohne besondere Vorkommnisse verlaufen. Rund 100 Personen hätten den Ort problemlos verlassen. Lediglich eine Person sei in Gewahrsam genommen worden. Was mit der Statue eines Schweizer Künstlers nun geschieht, ist nach Angaben des Wiesbadener Staatstheaters noch unklar.

Bereits am Dienstagabend hatten sich Anhänger und Gegner des umstrittenen türkischen Präsidenten Erdogan heftige Wortgefechte an der Statue geliefert. Ein Polizeisprecher berichtete von einer "leicht aggressiven Stimmung", jedoch blieb es demnach bei einem verbalen Schlagabtausch.

Die Online-Ausgabe der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" und der "Wiesbadener Kurier" zitierten Ordnungsdezernent Oliver Franz (CDU) jedoch mit den Worten, zu verbalen Auseinandersetzungen seien zunehmend Handgreiflichkeiten gekommen. "Auch Stichwaffen wurden gesichtet." Die Polizei habe mehrfach einschreiten müssen, sagte ein Stadtsprecher der Deutschen Presse-Agentur. "Nach Einschätzung der Ordnungskräfte wäre eine ruhige und friedliche Atmosphäre nur durch den dauerhaften Einsatz starker Polizeikräfte zu erreichen gewesen."

Im Laufe des Tages sei dann zudem bekannt geworden, dass kurdische Kreise dazu aufgefordert hätten, überregional zu Protestaktionen nach Wiesbaden anzureisen, erklärte der Stadtsprecher. Das hätte nach Einschätzung der Stadt "einen massiven dauerhaften Polizeieinsatz" nötig gemacht. In dieser Situation hätten Oberbürgermeister Sven Gerich (SPD) und Ordnungsdezernent Franz kurz vor 21 Uhr den Abbau beschlossen.

Für den gesamten Magistrat der Stadt sei die Kunstfreiheit ein hohes und schützenswertes Gut, betonte die Stadt. Der Wiesbadener Staatstheater-Intendant Uwe Eric Laufenberg hatte die Aktion als ein Statement für die freie Meinungsäußerung verteidigt. Die Statue hatte von Anfang an viel Aufsehen erregt und für Irritationen gesorgt. Das Kunstfestival Biennale läuft noch bis Sonntag. In diesem Jahr steht es unter dem Motto "Bad News".

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