Vor 50 Jahren verabschiedete der Bundestag des Entwicklungshelfergesetz Aus Deutschland in die Welt

Bonn · Dachverband feiert mit Tag der offenen Tür in Bonn.

Bei der Bonner Arbeitsgemeinschaft der Entwicklungsdienste (AGdD) sitzen fünf ehemalige Entwicklungshelfer zusammen. "Ich war für den Deutschen Entwicklungsdienst (DED) von 1998 bis 2014 in Ghana", berichtet die Soziologin Gabi Waibel.

2015 übernahm sie die Geschäftsführung der AGdD, also des Dachverbands aller sieben vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) anerkannten Träger. Jetzt feiert die Geschäftsstelle am 18. Juni mit einem Tag der offenen Tür das Jubiläum der Verabschiedung des deutschen Entwicklungshelfergesetzes.

Es habe 1969 den Grundstein für die Entsendung von bislang 30.000 Fachkräften in rund 100 Länder gelegt. Auch aktuell gingen jährlich 1230 Fachkräfte auf der Basis dieses Gesetzes in den freiwilligen Dienst, rechnet Waibel vor. "Und gerade im Hinblick auf die weltpolitischen Entwicklungen mit der Betonung von nationalen Interessen erscheint uns der freiwillige Entwicklungsdienst mit seinen Chancen und Herausforderungen besonders wichtig."

Die Physikerin Anthea Bethge war über Jahre als Friedensfachberaterin auf dem Balkan und in afrikanischen Ländern, bevor sie 2010 in Neuwied die Geschäftsführerung des internationalen christlichen Friedensdienstes Eirene übernahm. Das Engagement im Ausland sei ohne Zweifel anstrengend und, wie das Gesetz es formuliere, "ohne Erwerbsaussicht". Aber man könne vor Ort wirklich Praktiken für ein gewaltfreies Zusammenleben einbringen.

Der Bonner Ethnologe Daniel Jäger kommt gerade aus Uganda zurück. Internationale Zusammenarbeit sei nicht nur eine Episode seines Lebens, sondern Inhalt seines weiteren Arbeitslebens geworden, sagt er. Jäger war für Projekte des Forums Ziviler Friedensdienst erst auf den Philippinen. "Zuerst habe ich das als spannend und komplikationslos empfunden", erinnert sich Jäger.

Als dann seine Partnerin hinzukam, hätten sie sich ihr Leben an wechselnden Orten natürlich neu aufbauen müssen. "Aber auch das hat gut geklappt." Zumal jederzeit auch der Träger und die AGdD Familien von Entwicklungshelfern absicherten, erläutert der Bonner Betriebswirt Gerd Hönscheid-Gross, der schon ab 1973 als Pionier DED-Entwicklungsarbeit in Sambia und Simbabwe leistete. "Als unsere Tochter unterwegs schwer erkrankte, wurden wir ebenso aufgefangen wie 1990, als wir wieder nach Deutschland zurückkehrten, und zwar vom AGdD-Förderungswerk."

Die Kölner Juristin Louisa Sedjro hat einen noch anderen Blick auf ihre Arbeit für die Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) in Togo. "Ich bin zurück zu meinen Ursprüngen gegangen und habe geschaut, was ich für mein Herkunftsland tun konnte", berichtet die Frau, die heute im Inland bei der GIZ arbeitet - und, wie sie betont, hier fruchtbringend ihre Auslandserfahrungen einbringen kann.

"Unser externer Blick ist auch gut für Deutschland", kommentiert Gabi Waibel. Wenn man mal ohne fließendes Wasser gelebt habe, werde man bescheidener, pragmatischer und lerne wirkliche Werte unserer Gesellschaft schätzen. "Entwicklungshelfer können auch zurück in Deutschland zu wichtigen Brückenbauern werden."

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