Produktion von Maskenvlies Altmaier überreicht Förderbescheid an Troisdorfer Firma

Troisdorf · Minister Peter Altmaier hat in Troisdorf den ersten Förderbescheid zum Ausbau der deutschen Maskenindustrie übergeben. Er fordert, dass sich der Staat in unsicheren Zeiten „auf eigene Fähigkeiten“ konzentriert.

 Treffen in Troisdorf: Von rechts: Wirtschaftsminister Peter Altmaier, Moderator Kai-Nils Eicke und Innovatec-Geschäftsführer Daniel Krumme.

Treffen in Troisdorf: Von rechts: Wirtschaftsminister Peter Altmaier, Moderator Kai-Nils Eicke und Innovatec-Geschäftsführer Daniel Krumme.

Foto: Ingo Eisner

Peter Altmaier war an diesem Freitagmittag in Troisdorf in Plauderlaune. Bevor er den ersten Förderbescheid zum Ausbau der deutschen Maskenindustrie übergab, erzählte der Wirtschaftsminister Internes aus dem Kabinett: „Wir reden in den Sitzungen von Reifenhäuser und Innovatec, als wenn wir schon seit 30 Jahren zusammenarbeiten würden.“ Wie alte Bekannte begrüßte Altmaier Geschäftsführer Bernd Reifenhäuser und Innovatec-Inhaber Christian Klöber.

Dabei kamen die beiden Troisdorfer Unternehmen erst seit Beginn der Corona-Pandemie in den Fokus der Politik – Innovatec als Europas größter Hersteller von Vliesgewebe für medizinische Schutzmasken sowie -anzüge und Reifenhäuser als einer der weltweit führenden Maschinenbauer, auf dessen Anlagen das Vlies hergestellt wird.

Altmaier wollte seinen Besuch in den neuen Produktionshallen von Innovatec verstanden wissen, „als Zeichen für den gemeinsamen Willen von Wirtschaft, Politik und Gesellschaft, dass wir aus dieser Pandemie stärker herauskommen als wir hineingegangen sind“, wie der CDU-Politiker sagte. Was die deutsche Wirtschaftskraft angeht, dürfte es zwar noch eine Zeit lang dauern, bis der Vor-Corona-Stand wieder erreicht ist, doch bei der Überwindung der Abhängigkeit von globalen Lieferketten ist man offenbar auf einem guten Weg.

Impfstoffe und Medikamente in Deutschland produzieren

Klar sei, dass man die Globalisierung nicht zurückdrehen wolle, sagte Altmaier, aber es habe sich gezeigt, dass es wichtig sei, sich in unsicheren Zeiten, „auf unsere eigenen Fähigkeiten zu konzentrieren“. Ziel sei, „langfristig die gesamte Wertschöpfungskette von den Maschinen über das Filtervlies bis hin zu den Schutzmasken in Deutschland abzudecken.“

Die Masken selbst werden derzeit noch nicht in Deutschland produziert, doch auch hier ist Bewegung in den Markt gekommen. Innovatec-Geschäftsführer Daniel Krumme sprach erst kürzlich im GA davon, dass man in Kontakt mit Unternehmen stehe, die das Troisdorfer Vlies weiterverarbeiten wollten. Altmaier kündigte zudem an, dass es auch ein Förderprogramm zur Herstellung von Schutzmasken geben werde.

Gilt das Prinzip der Betonung eigener Fähigkeiten auch für weitere Wirtschaftszweige? Als überzeugter Marktwirtschaftler wolle er hier keine planwirtschaftlichen Vorgaben machen, sagte Altmaier dem GA. Dass aber künftig ein großer Teil der Batterien für Elektroautos in Deutschland gefertigt werden sollen, sei ein Beispiel für die Betonung eigener Produktion. Zudem kündigte der Wirtschaftsminister an, sich bei Medizinprodukten nicht auf Vlies und Masken zu beschränken. Auch Impfstoffe und Medikamente wolle man wieder verstärkt in Deutschland produzieren.

Erst am Mittwoch hatte der Koalitionsausschuss beschlossen, eine Notfallreserve für wichtige Schutzausrüstungen und Medikamente anzulegen. Vorräte sollen auch dezentral in medizinischen Einrichtungen und beim Katastrophenschutz der Länder zusammengestellt werden. „Wir wollen uns wappnen für ähnliche Situationen“, sagte Altmaier.

Und wenn die Produktion hochgefahren ist, aber dann nicht mehr so viele Masken benötigt werden? Es werde noch lange brauchen, bis ein entsprechender Vorrat angelegt sei, meinte der Minister. Genaueres über den Zeitraum sagte er zwar nicht. Doch er fügte hinzu, dass es für den medizinischen Bedarf „einen dauerhaften Markt“ geben werde. Und schließlich wolle Deutschland auch mit seinen neuen Möglichkeiten helfen, „wenn in Ländern der Dritten Welt Epidemien entstehen“.

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