Kommentar zur Imageumfrage des Beamtenbundes Staat und Diener

Meinung | Berlin · Wie jede Statistik ist auch dieses Umfrageergebnis mit Vorsicht zu betrachten - denn auch hier wirken bewusst oder unbewusst Klischees.

 Sie genießen seit Jahren höchstes Ansehen: Feuerwehrleute. Beamte sind weniger beliebt.

Sie genießen seit Jahren höchstes Ansehen: Feuerwehrleute. Beamte sind weniger beliebt.

Foto: dpa

Das Ergebnis der Umfrage dürfte im Sinne der Auftraggeber sein. Der deutsche Beamte ist nach erfragter Bürgermeinung über den öffentlichen Dienst 2016 – in dieser Reihenfolge – „pflichtbewusst“, „verantwortungsbewusst“, „zuverlässig“, „kompetent“, „hilfsbereit“ und „unbestechlich“, zu einem kleineren Prozentsatz aber auch „stur“, „arrogant“ und „überflüssig“. Kurzum: Mit diesen Bediensteten ist ein Staat zu machen.

Der Bundesvorsitzende des Deutschen Beamtenbundes (dbb), Klaus Dauderstädt, kann die Umfragekladde zufrieden schließen. Obwohl, ganz so rosig ist es um das Image der deutschen Beamten dann doch nicht bestellt. Beamtete Staatsdiener dümpeln beim Ansehen einzelner Berufsgruppen im unteren Drittel. Der zuverlässige Postbote, der ehrliche Müllmann und – ganz oben im Ranking – der stets einsatzbereite Feuerwehrmann haben in der Bevölkerung ein deutlich höheres Ansehen als Beamte.

Dabei ist wie jede Statistik auch dieses Umfrageergebnis mit Vorsicht zu betrachten, weil auch hier bewusst oder unbewusst Klischees wirken, wonach ein Beamter eben zuverlässiger zu sein hat als Mitarbeiter von Telefongesellschaften oder Versicherungsvertreter, die mit einem vergleichsweise miesen Image leben müssen.

So ist es dann eben: Augen auf bei der Berufswahl! Ärzte, Kranken- und Altenpfleger genießen bei nahezu allen Bürgern ein hohes Ansehen, ebenso Erzieherinnen in Kitas, Polizisten und Richter. Banker, Manager und Gewerkschaftsfunktionäre, naja, finden sich am anderen Ende der Beliebtheitsskala wieder.

Insgesamt aber wünscht sich eine wachsende Zahl der Deutschen einen starken Staat, der zum Funktionieren des Allgemeinwesens auch zuverlässige, pflichtbewusste und eben auch unbestechliche Beamte braucht. Terrorgefahr sowie konkrete und diffuse Ängste in Folge der Flüchtlingszuwanderung dürften dabei eine Rolle spielen.

Der Staat und seine Bediensteten bleiben eine ewige Geschichte über Vorzüge und garantierte Sicherheit, weil Beamte nach landläufiger Meinung vor allem bei der Altersversorgung gehätschelt und gepampert werden. Na klar, Beamtentum kostet – wie immerhin ein knappes Drittel der Befragten findet – zu viel. Aber Deutschland hat ein funktionierendes Gemeinwesen, um das es weltweit beneidet wird. Und bestimmte hoheitliche Aufgaben bei Justiz, Polizei und Finanzen sollten und dürfen nicht privatisiert werden.

Weil Beamte wie Beschäftigte des öffentlichen Dienstes beim Bund und in den Ländern dienen, ist auch die öffentliche Meinung zum Föderalismus in Deutschland eine Betrachtung wert. Immerhin ein knappes Drittel kann sich vorstellen, die Zahl der Bundesländer deutlich zu verringern: Nord, Nordrhein-Westfalen, Mitte, Bayern, Baden-Württemberg und Ost – da hätte der Föderalismus in Deutschland tatsächlich ein anderes Gesicht.

Doch zwei Drittel der Bürger wollen 16 Bundesländer ebenso beibehalten wie 76 Prozent die heutige Form des Finanzausgleichs zwischen armen und reichen Bundesländern richtig finden. Armes Deutschland, reiches Deutschland, das ist die Grundüberlegung, soll es möglichst nicht geben, sondern überall gleichwertige Lebensverhältnisse.

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