Kommentar zum Anschlag in Hessen Perfider Terrorismus

Meinung | Wächtersbach · Der Bauchschuss auf einen 26-jährigen Eritreer im hessischen Wächtersbach war nach ersten Erkenntnissen rassistisch motiviert. Das ist eine besondere Form des Terrorismus, kommentiert Helge Matthiesen.

 Ein 26-Jähriger aus Eritrea wurde in der Industriestraße in Wächtersbach angeschossen.

Ein 26-Jähriger aus Eritrea wurde in der Industriestraße in Wächtersbach angeschossen.

Foto: Arne Dedert

Deutschland hat ein Problem mit rassistischem Terror. Das ist nach dem Anschlag auf einen dunkelhäutigen Menschen in Hessen noch einmal deutlich geworden. Das Muster der Tat folgt den Morden des Nationalsozialistischen Untergrundes NSU. Auch deren Täter wählten willkürlich Opfer aus, die ihnen fremd erschienen, die nicht in ihr rassistisches Weltbild passten. Das ist eine besondere Form des Terrorismus, die das friedliche Zusammenleben Menschen verschiedener Herkunft untergraben will. Der Terror zerstört das Vertrauen ganz normaler Menschen in ihre persönliche Sicherheit. Das ist besonders perfide und niederträchtig.

Rund um den aktuellen Fall sind viele Fragen offen. Folgt dieser Terror einem Plan oder allein einer rassistischen Idee? Gibt es Hintermänner und -frauen, die einen solchen Plan steuern? Gibt es Netzwerke, in denen Waffen, Hilfe und logistische Unterstützung organisiert wird? Diese Fragen führen wieder direkt zu den Morden des NSU. Der Prozess dauerte Jahre, aber es gelang der Justiz nur zum Teil, die Hintergründe zu erhellen. Offen blieb vor allem, wer sonst noch von der Gruppe wusste und ihr Leben im Untergrund unterstützte. Da liegt der Verdacht nahe, dass weit mehr vom NSU übrig ist, als sich bisher vermuten ließ. Noch wissen wir nichts über Verbindungen des Täters in so ein Netzwerk. Aber Polizei, Justiz und Verfassungsschutz müssen diesen Fragen konsequent nachgehen, solche Strukturen verfolgen und gegebenenfalls auflösen.

Das ist von herausragender Bedeutung für eine friedliche Zukunft. Sie wird nur gelingen, wenn niemand Angst haben muss, wegen seines Aussehens zum Opfer von Terrorismus zu werden. Die Terroristen wollen das Land spalten. Das darf ihnen nicht gelingen.

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