Kommentar zu Alexander Gauland Nur noch gaga

Meinung | BONN · AfD-Chef Gauland bekennt sich bei einer Veranstaltung zwar zur NS-Zeit, verharmlost sie dann aber als "Vogelschiss". Darf er das? Ein Kommentar.

Darf Alexander Gauland das? Darf der AfD-Vorsitzende und Chef der Bundestagsfraktion seiner Partei die zwölf Jahre der nationalsozialistischen Herrschaft in Deutschland als „Vogelschiss“ abtun im Vergleich zum Rest der deutschen Geschichte? Darf der Oppositionsführer im Bundestag, dessen Äußerungen auch im Ausland registriert werden, die Nazi-Verbrechen auf diese Art und Weise zum Betriebsunfall der deutschen Geschichte schrumpfen?

Natürlich darf er. Die vom Grundgesetz garantierte Meinungsfreiheit ist ein überaus weitgehendes Recht, das zum Glück auch für jene gilt, deren Ansichten und Aussagen nicht dem gängigen Kanon öffentlicher und veröffentlichter Meinungen folgen. Der gerade von Rechtspopulisten oft gehörte Satz „das wird man ja wohl noch sagen dürfen“ trifft zu: Man darf. Dass es für sie Sprechverbote gebe, gehört zu den gepflegten Opfermythen der Rechtsaußen.

Die Redefreiheit bedeutet aber nicht, dass man für seine Aussagen nicht verantwortlich ist oder nicht an ihnen gemessen wird. Gaulands „Vogelschiss“-Wort belegt den Abstieg des einst geachteten intellektuellen Konservativen zum Getriebenen des eigenen Erfolgs. Er sagt die Dinge, von denen er meint, dass sie bei seinem Publikum gut ankommen und die im besten Fall auch noch die Gegenseite provozieren.

Je schärfer die Reaktion der Gegner, desto geschlossener die eigenen Reihen. Die für diese bekannte AfD-Strategie von Mal zu Mal notwendige rhetorische Eskalation führt allerdings dazu, dass die Aussagen von ihrem Sachwert her irgendwann nur noch gaga sind. Bei Gauland scheint es soweit.

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