Die Wahlkampfzentrale der SPD "Kampa17" soll Martin Schulz ins Kanzleramt bringen

BERLIN · Die SPD ist stolz auf ihre "modernste Wahlkampfzentrale der Republik". In den nächsten Wochen setzt sie vor allem auf Haustürwahlkampf und haben dafür eine extra App entwickelt.

 Katarina Barley, SPD-Generalsekretärin, zeigt am 27. April 2017 in Berlin bei der Vorstellung der "Kampa17", den Aktivierungsplaner, mit dem die Wahlkämpfer besser planen können, wo Potentiale erreicht werden können.

Katarina Barley, SPD-Generalsekretärin, zeigt am 27. April 2017 in Berlin bei der Vorstellung der "Kampa17", den Aktivierungsplaner, mit dem die Wahlkämpfer besser planen können, wo Potentiale erreicht werden können.

Foto: picture alliance / Michael Kappe

Einfach mal draufschalten auf den Wahlkreis Trier. „Ein wunderbarer Wahlkreis“, findet Katarina Barley, obwohl auf dem Bildschirm vor ihr gerade nur Flurstücke mit verschiedenen Farbpunkten zu sehen sind. Es ist ihr Terrain. Hier will die SPD-Generalsekretärin ihren Teil dazu beitragen, dass Martin Schulz nach der Bundestagswahl am 24. September nächster Bundeskanzler wird.

Barley steht in der „Kampa17“, wie die SPD ihre Wahlkampfzentrale getauft hat, gerade vor dem „Mobilisierungsplaner“. Die Plattform liefert, was Wahlkämpfer wissen wollen: Wer wohnt hier, welche Sorgen könnten die Wähler dort umtreiben, beispielsweise in Trier-Nord, einem sozialen Brennpunkt? Noch sind es knapp fünf Monate bis zur Bundestagswahl. Doch Barley hat Informationen zur Hand, in welchen Straßen besonders viele Familien Zuhause sind, wo Arbeitslose oder Menschen mit Migrationshintergrund leben, wo Erstwähler anzutreffen sind, wo Wähler mit eher mit niedrigem Einkommen leben. Der Datenschutz werde selbstredend gewahrt: „Auf das Haus, auf einzelne Personen bezogenen Daten, haben wir nicht, erheben wir nicht und verwenden wir nicht.“

Barley, als SPD-Generalsekretärin maßgeblich für den Wahlkampf verantwortlich, leitet die Kampagne, die Schulz ins Kanzleramt bringen soll, aus dem Willy-Brandt-Haus heraus. Hier haben die Genossen im zweiten und dritten Obergeschoss die „Kampa17“ untergebracht. Kurze Wege, kurze Absprachen, schnelle Entscheidungen. Barley hat in der nach ihren Worten „modernsten Wahlkampfzentrale“ der Republik jede Menge Zahlen, Daten und Slogans zur Hand. Alle Parteien wissen: Daten können diesen Wahlkampf mitentscheiden. Das Wahlkampfteam sei „hoch motiviert“. Manche arbeiteten wegen diverser Krankheitsausfälle aktuell „für drei“. „Mörderjob“, sagt Barley anerkennend. „Die Partei ist wahnsinnig heiß auf den Wahlkampf.“ In einer Ecke der „Kampa17“ sind auf einem Großplakat die Namen von vier Weltstädten gedruckt: London, New York, Paris, Würselen. Klar doch, die Kleinstadt bei Aachen will bald den Metropolen Konkurrenz machen, wenn Schulz erst einmal Bundeskanzler ist. Auto-Suggestion hat schon manchmal geholfen.

Wie das gehen soll? Die SPD setzt in den nächsten Monaten auf den Haustürwahlkampf und hat dazu – Achtung Neuzeit – eine „Tür-zu-Tür-App“ eingerichtet. Die Wettbewerber von der CDU haben eine solche App für den Haustür-Wahlkampf auch geschaffen, doch Barley findet, die SPD könne es besser. Dass die CDU ihre Wahlkämpfer an einer Tür mit Bildschirm schult, auf dem zu Testzwecken drei unterschiedliche Wählertypen auftauchen, findet Barley, nun ja, irgendwie daneben.

Die SPD-App zeige: „Wo ist unser Potenzial? Wo lohnt es sich, hinzugehen?“ Wo wohnen Wählerinnen und Wähler mit einer gewissen Bereitschaft, „sich SPD-Positionen zumindest anzuhören“. Ähnlich wie bei der CDU sollen auch SPD-Wahlkämpfer ihre Kräfte nicht an Türen vergeuden, hinter denen mit großer Wahrscheinlichkeit keine Stimmen zu holen sind. Selbstredend soll auch Kanzlerkandidat Schulz an Haustüren klingeln. Die Schulz-Tour ist auf einer Deutschland-Karte zu besichtigen. Städte mit weißen Punkten bedeuten: Schulz war schon da. Orte mit blauen Punkten: Da muss er noch hin. Am Ende alles eine Frage der Mobilisierung. Und da ist die Zielquote in der SPD-Kampa klar: 100 Prozent.

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