Frauengipfel in Berlin Ivanka, die Kanzlerin und der Feminismus

Berlin · In Berlin treffen sich Frauen mit Macht, um das Leben von Frauen weltweit zu verbessern. Kanzlerin Merkel spricht sich dafür aus, einen internationalen Kapitalstock zur Frauenförderung aufzubauen.

Was ist der Unterschied zwischen Ivanka Trump und Angela Merkel? Gleich steigt die Stimmung im Saal. Die Lieblingstochter und seit bald 100 Tagen auch Beraterin des 45. US-Präsidenten, Donald Trump, sieht sich – genau hingehört – als Feministin. Vielleicht ist das besonders raffiniert und die Zeiten haben sich ja auch geändert: Feministinnen mit Büro im Weißen Haus tragen heute hochhackige Schuhe, ein farblich abgestimmtes Kleid und sind natürlich perfekt geschminkt.

Bei der Bundeskanzlerin verhält es sich insgesamt ein wenig anders. Sie will sich zumindest „nicht mit der Feder schmücken“, für die Frauen wie Alice Schwarzer gesellschaftlich über lange Jahre schwer hätten kämpfen müssen, wie Merkel ausdrücklich anerkennt: Gleichberechtigung und Frauenrechte.

Wer hätte das gedacht? Ivanka Trump sagt auf der Bühne des Weltfrauengipfels in Berlin, zu dem sie mehr oder weniger direkt von Merkel eingeladen worden war: „Ich glaube, ich bin eine Feministin. Ich glaube an die Gleichberechtigung der Geschlechter.“ Trump führt ihre Version des Feminismus dann leider nicht weiter aus, außer, dass beispielsweise im Weißen Haus in den Personal-Auswahlteams eben sehr viele Frauen säßen, die richtig gute Arbeit machten. Aber Trump hat über Feminismus auch so viel gelernt, dass dass dieser Begriff „aufgeladen“ sei und mit ihm „sehr viel Negatives“ verbunden.

Außer Trump und der irgendwie doch Halb-Feministin Merkel („Ich habe mit der Geschichte des Feminismus Gemeinsamkeiten und Unterschiede“) finden sich auf dem hochkarätig besetzten Podium ganz schnell noch weitere Feministinnen. Bei der Chefin des Internationalen Währungsfonds (IWF), Christine Lagarde, geht blitzschnell die Hand auf die Frage hoch, wer sich denn als Feministin sehe. Und auch bei der kanadischen Außenministerin Chrystia Freeland, die im vergangenen Herbst einige Nächte mit der EU in Brüssel über das Freihandelsabkommen Ceta gerungen hatte, schnellt die Hand hoch: auch Feministin.

Königin Maxima der Niederlande hält sich vornehm zurück

Königin Maxima der Niederlande hält sich dagegen vornehm zurück. Jedenfalls meidet sie das Handzeichen. Aber dann sagt sie doch, jede(r), die oder der sich für Gleichberechtigung einsetze sei doch irgendwie Feministin. Nach dieser Definition ist Merkel ist dann gleichfalls Teil der Bewegung: „Na, dann bin ich es auch.“ Heiterkeit im Saal. Die niederländische Königin ist Teil dieses Plenums beim Weltfrauengipfel, der den Unternehmermut von Frauen befördern will, weil sie im Auftrag des UN-Generalsekretärs gerade für Unternehmerideen in Entwicklungsländern Geldquellen aufspüren soll. Merkel spricht sich bei dieser Gelegenheit dafür aus, einen internationalen Kapitalstock zur Frauenförderung aufzubauen, zunächst gefüllt von Industriestaaten wie Deutschland, Kanada, den USA oder den Niederlanden – und angesiedelt bei der Weltbank. Merkel: „Damit könnte man aus 20 Millionen dann 200 Millionen machen, und aus 200 Millionen dann zwei Milliarden.“

Maxima jedenfalls berichtet über eklatante Nachteile von Frauen in Staaten Afrikas. Wenn eine Frau dort kein Land habe, habe sie keine Sicherheit. Wenn sie nicht reisen könne, habe sie keinen Zugang zu Märkten. Viele Frauen dort hätten noch nicht einmal einen Ausweis. Die Folge: Sie können kein Konto eröffnen. Und ohne Konto auch kein eigenes Unternehmen.

Doch den roten Teppich bekommt Maxima in Berlin für ihr Engagement nicht ausgerollt. Auch das kann passieren. Ihre Majestät ist schon durch die Hotellobby, als erst Minuten nach ihr der rote Läufer ausgelegt wird. Man könnte meinen für eine Frau ohne Krone, ohne Titel, ohne Rang, aber mit einem mittlerweile weltbekannten Namen: Ivanka Trump. Doch die Tochter des 45. US-Präsidenten wird dann doch durch einen anderen Eingang ins Veranstaltungshotel gebracht.

„Frauen habe eine andere Realität als Männer.“

Maxima jedenfalls hat von ihren Reisen in Länder der südlichen Erdhalbkugel die Erfahrung mitgebracht: „Frauen habe eine andere Realität als Männer.“ Unter anderem müssten sie ihr Geld vor ihren Ehemännern schützen. Und es fehle ihnen vielfach auch der selbstverständliche Zugang zu digitaler Bildung oder einem Smartphone, über das sie sich mit Finanzdienstleistern vernetzen könnten. Frauen haben eine andere Wirklichkeit als Männer?

Die deutsche Unternehmerin Nicola Leibinger-Kammüller, Chefin der Trumpf-Gruppe, hat in ihrem eigenen Unternehmen schon hören müssen, dass junge Väter, die drei Monate in Elternzeit gehen wollten, deshalb von Vorgesetzten unter Druck gesetzt worden seien. Leibinger-Kammüller hat dann nach eigenen Worten auf den Tisch gehauen und die jungen Väter ermutigt: „Dann nehmen Sie jetzt sechs Monate Elternzeit.“ Und die Frauenquote per Gesetz? Leibinger-Kammüller: „Ich mag es nicht, wenn der Staat sich zu sehr in Ordnungspolitik einmischt.“ Bei Trumpf habe sie aber eine „heimliche Quote“ eingeführt: In der Endauswahl für Führungskräfte müsse nun mindestens eine Frau dabei sein.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort