Anschlag auf BVB-Mannschaftsbus Hinweise sprechen für islamistischen Angriff

Berlin · Bundeskanzlerin Angela Merkel schickt Innenminister Thomas de Maizière nach Dortmund. Die Behörden sprechen von zwei Tatverdächtigen.

 Geste der Verbundenheit: Vor dem Spiel begrüßt BVB-Trainer Thomas Tuchel (rechts) Bundesinnenminister Thomas de Maizière.

Geste der Verbundenheit: Vor dem Spiel begrüßt BVB-Trainer Thomas Tuchel (rechts) Bundesinnenminister Thomas de Maizière.

Foto: dpa

Angela Merkel, der Fußball-Fan. Für welchen deutschen Verein die Bundeskanzlerin wirklich hält? Kein Staats-, aber doch ihr Geheimnis. Der Ballspielverein Borussia aus Dortmund musste am Dienstagabend durch schwere Stunden: ein Anschlag auf seinen Mannschaftsbus vor dem Hinspiel im Champions-League-Viertelfinale gegen den AS Monaco. Der Spieler Marc Bartra verletzt, ebenso ein Polizist. Das Spiel verschoben.

Merkel, die Bundeskanzlerin, sei „entsetzt“ gewesen über den Anschlag, so ihr Sprecher Steffen Seibert in Berlin. Merkel telefonierte am Mittwochvormittag mit BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke. Die Regierungschefin lobt die Besonnenheit, mit der Vereinsführung, Trainerstab, Mannschaft und auch die Fans auf die Spielabsage reagiert hätten. „Das ist eine widerwärtige Tat“, so Merkel. Man könne nur erleichtert sein, dass nicht mehr passiert sei. Merkel, der Fußballfan, wünscht dem BVB alles Gute und sagt zu der wieder angesetzten Partie keine 24 Stunden nach der Spielabsage: „Wir hoffen, dass es ein friedliches und gutes Spiel werden kann.“ Als Zeichen der Solidarität und als Geste, dass der oder die Attentäter diesen wunderbaren Sport nicht treffen können, entschied sich Bundesinnenminister Thomas de Maizière, selbst BVB-Fan, zum Besuch des Spiels gegen Monaco am Mittwochabend. Mit auf der Tribüne: NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD), ebenfalls Fan der Borussia, allerdings der aus Mönchengladbach.

Die Frage, die alle umtreibt: Wer steckt hinter dem Attentat? Der Anschlag auf den Mannschaftsbus von Borussia Dortmund hat möglicherweise einen islamistischen Hintergrund. Nach Angaben der Bundesanwaltschaft in Karlsruhe vom Mittwoch wurde ein Islamist festgenommen. Seine Wohnung sowie die eines zweiten Tatverdächtigen aus dem islamistischen Spektrum seien durchsucht worden, sagte Behördensprecherin Frauke Köhler. Sie sprach von einem terroristischen Hintergrund der Tat.

Nach drei textgleichen Bekennerschreiben in Tatortnähe sei „ein islamistischer Hintergrund möglich“. In diesen Schreiben werde der Abzug der deutschen Tornados im Kampf gegen die Terrormiliz Islamischer Staat in Syrien gefordert, wo die Bundeswehr Bilder zur Luftaufklärung liefert. Und auch eine Schließung des US-Luftwaffenstützpunktes im pfälzischen Ramstein werde verlangt. Bei einem weiteren Schreiben aus der linken Szene hätten die Ermittler erhebliche Zweifel an der Echtheit. Die genaue Motivlage des Anschlags sei derzeit noch unklar.

Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur stammen beide Tatverdächtige aus der nordrhein-westfälischen Islamisten-Szene – ein 25-jähriger Iraker aus Wuppertal und ein 28-jähriger Deutscher aus Fröndenberg (Kreis Unna). Beiden werde eine Nähe zur Terrororganisation Islamischer Staat vorgeworfen.

Ein Sprecher von Bundesinnenminister de Maizière nannte es nach früheren Attentaten mit islamistischem Hintergrund ungewöhnlich, dass in unmittelbarer Tatortnähe Bekennerschreiben gefunden würden.

Bekannt ist bislang: Die drei Sprengsätze sind laut Generalbundesanwalt mit Metallstiften bestückt gewesen, von denen sich einer auch in eine Nackenstütze des BVB-Mannschaftsbusses gebohrt habe. Die Sprengwirkung habe mehr als 100 Meter betragen. Der Zündmechanismus werde noch untersucht, ebenso die genaue Art des Sprengstoffes. Die Sicherheitsbehörden in Nordrhein-Westfalen schlossen weitere Taten nicht aus und blieben in Alarmbereitschaft.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort