Museum in Bonn Haus der Geschichte widmet sich Steinkohlebergbau

Bonn · Das Haus der Geschichte in Bonn zeigt bis zum Sonntag Objekte aus dem deutschen Steinkohlebergbau. Am 21. Dezember vorigen Jahres war „Schicht im Schacht“, nun ist all das eine Sache fürs Museum.

 Ex-Bergwerksdirektor Jürgen Kroker mit einer Kluft der Kumpel.

Ex-Bergwerksdirektor Jürgen Kroker mit einer Kluft der Kumpel.

Foto: Benjamin Westhoff

Wer in diesen Tagen ins Haus der Geschichte kommt, sieht die Exponate auf den ersten Blick: die traditionelle Bergmannskluft, die Fahrerkabine einer liebevoll Dieselkatze genannten Einschienenhängebahn und die in einer Gitterbox befindlichen mehreren hundert Kilogramm Kohle. Dazu die Wettertafel, auf der die wichtigsten Informationen für die Bergleute notiert waren. Vor Kurzem befand sich all das noch auf mehr als 1000 Metern Tiefe in der Bottroper Zeche Prosper-Haniel, war Teil des Arbeitsprozesses im Steinkohlebergbau. Doch am 21. Dezember vorigen Jahres war „Schicht im Schacht“, die jahrhundertealte Bergbau-Geschichte im Ruhrgebiet zu Ende, und nun ist all das eine Sache fürs Museum.

„Uns war klar, dass wir schon bald Objekte präsentieren wollten von der letzten deutschen Zeche“, sagt Peter Hoffmann, der Sprecher des Hauses der Geschichte. Bis Sonntag sind diese nun im Foyer zu sehen. Schließlich sei es eine klassische Aufgabe des Museums, aktuelle Exponate zu präsentieren, so Hoffmann. Danach verschwinden sie erst einmal im Depot. Vielleicht sind sie demnächst aber auch wieder bei einer Wechselausstellung zu sehen, meint Hoffmann. Oder in der Dauerausstellung?

Jürgen Kroker würde sich freuen. Der 62-Jährige war letzter Bergwerksdirektor auf Prosper-Haniel und ist seit 1. Januar im Vorruhestand. „Das Ende des Steinkohlebergbaus war eine Zäsur für Deutschland. Von daher ist es gut, wenn solche Objekte hier einen Platz haben“, sagt er und fügt hinzu, „Deutschland wäre nicht so ein starkes Land, wenn die industrielle Entwicklung nicht auf Kohle gegründet wäre.“

16 Jahre war Kroker unter Tage, danach 18 Jahre in der Werksleitung über Tage beschäftigt, doch wenn er zum Beispiel erklärt, dass die Dieselkatze mit Joystick, digitalem Display und einer eben solchen Kühlwasser- und Öltemperaturanzeige ein Hightech-Fahrzeug ist, dann ist ihm der Stolz über seinen alten Arbeitsplatz noch anzumerken. 60 bis 70 Tonnen an Nutzlast und einen bis zu 100 Meter langen Zug habe sie ziehen können. 14 der einst 24 Dieselkatzen sind immer noch unter Tage. Mit ihnen wird der Abtransport der demontierten Anlagen bewerkstelligt.

Mit virtueller Spitzhacke Kohle von der Wand hauen

Hat er den Kohleausstieg schon realisiert? „Seit 2007 wussten wir, dass der Tag kommt, wir konnten uns also mental vorbereiten“, sagt Kroker, „doch erst als der Bundespräsident da war, ist uns bewusst geworden, dass es das jetzt tatsächlich war.“

Wie schwer die Arbeit unter Tage war, können wahrscheinlich nur jene ermessen, die über Jahre das schwarze Gold gefördert haben. Einen kleinen Eindruck davon bietet das virtuelle Bergwerk des WDR, das in dieser Woche im Museum aufgebaut ist. David Pfau hat sich für eine Mini-Schicht die VR-Brille aufgesetzt und kommt sogar ein bisschen ins Schwitzen, wenn er mit der virtuellen Spitzhacke die Kohle von der Wand haut. Einige virtuelle Arbeiter hätten ihm erklärt, „wie ich mit Spitzhacke, Hammer und Schüppe umgehen soll“, sagt der 23-jährige Kölner. Dass viele Gefahren dort unten lauerten, sei ihm bewusst geworden, als das virtuelle Bergwerk einstürzte und er „gerettet“ werden musste. „All das hat mir ein Gefühl davon gegeben, was das für eine harte Arbeit war“, meint Pfau.

Während sich der junge Kölner ein wenig erholt, ist Michael Klaus gekommen – und hat ein original blau-weiß längsgestreiftes Grubenhemd mitgebracht. Doch wo ist der Walzenschrämlader? Klaus, früher für die Infrastruktur unter Tage zuständig, vermisst in der Objektsammlung das Gerät, mit dem die Kohle von der Wand abgehobelt wurde. Mit 3,5 Tonnen Gewicht sei es zu schwer gewesen für den Boden des Foyers, erklären ihm die Mitarbeiter des Bonner Museums. Deshalb müsse es im Depot bleiben.

Wer in das virtuelle Bergwerk einfahren will, kann unter Telefon 0228/9165-363 einen Termin für eine Mini-Schicht am Mittwoch-, Donnerstag- oder Freitagnachmittag machen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort