Kommentar zum Polizeiskandal von Lügde Fatale Fehler

Meinung | Düsseldorf · Dass NRW-Inneminister Reul transparent mit Fehlern umgeht, ist löblich. Das ändert aber nichts daran, dass Reul verantwortlich ist für Missstände bei der NRW-Polizei. Er muss ein Organisationsversagen verantworten.

 Hinter einem Zaun und Polizeiabsperrband steht ein Wohnwagenanhänger auf dem Campingplatz Eichwald. Im Skandal um verschwundene Beweisstücke zum Kindesmissbrauch in Lügde ist ein Sonderermittler im Einsatz. Er soll den Verbleib von 155 Datenträgern klären.

Hinter einem Zaun und Polizeiabsperrband steht ein Wohnwagenanhänger auf dem Campingplatz Eichwald. Im Skandal um verschwundene Beweisstücke zum Kindesmissbrauch in Lügde ist ein Sonderermittler im Einsatz. Er soll den Verbleib von 155 Datenträgern klären.

Foto: dpa

NRW-Innenminister Herbert Reul repräsentiert eine in Chefetagen seltene Fehler-Kultur. Spitzenkräfte – das gilt für die Wirtschaft wie für die Politik – tun sich in aller Regel sehr schwer damit, öffentlich Fehler einzugestehen. Was auch immer der Grund für diesen Mangel an Souveränität ist. Offenbar glauben (nicht nur) politische Führungskräfte, sich diese Eitelkeit aufgrund ihrer mächtigen Position leisten zu können.

Das ist bei NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) anders. Als erster sprach er von „Polizeiversagen“, als das Verschwinden von Beweismitteln im Missbrauchsskandal von Lügde bekannt wurde. Als im Herbst ein irrtümlich verhafteter Syrer in seiner Zelle verbrannte, zögerte Reul nicht mit seiner Entschuldigung. Er gehöre eben nicht zu denen, bei denen immer alles nur super laufe, sagte er kürzlich im Landtag. Das macht ihn sympathisch. Und es macht ihn auch glaubwürdiger als all jene, die mit einer Mischung aus Penetranz und Dummheit öffentlich ihre Unfehlbarkeit inszenieren wollen.

Das ändert aber nichts daran, dass Reul verantwortlich ist für Missstände bei der NRW-Polizei. Als Oppositionsführer warf der heutige Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) der rot-grünen Vorgängerregierung alle paar Monate „Organisationsversagen“ vor: Beim Flüchtlingsmanagement, bei der Misshandlung von Flüchtlingen in Burbach, bei der Kölner Silvesternacht, bei der aus dem Ruder gelaufenen Hogesa-Demonstration und beim fatalen Umgang mit dem Weihnachtsmarkt-Attentäter Anis Amri. Der Vorwurf ist deshalb sehr grundsätzlich, weil mit ihm jeglicher Fehler an der Basis auch der Spitze der Organisation angeheftet wird. An Laschets Maßstäben gemessen, muss Reul nun auch ein Organisationsversagen verantworten.

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