Reaktion über abgesagte Bankenfusion Erleichterung bei Postbank-Mitarbeitern in Bonn

Bonn · Postbank-Beschäftigte in Bonn sind erleichtert über das Ende der Fusionsgespräche mit der Commerzbank. Die Sorge über eventuelle Jobverluste war groß.

 Ein Geldautomat der Postbank.

Ein Geldautomat der Postbank.

Foto: picture alliance / dpa

Erleichterung über den Abbruch der Fusionsgespräche zwischen der Deutschen Bank und der Commerzbank herrschte am Donnerstag in Bonn bei den Mitarbeitern der Postbank. „Das war eine sehr gute Entscheidung“, erklärte die Bonner Betriebsratsvorsitzende Rosi Ennenga auf Nachfrage. Bei den Beschäftigten sei das als „gute Nachricht“ aufgefasst worden, berichtete sie.

Die Situation ist hier eine ganz besondere, weil die Postbank-Beschäftigten seit der Komplettübernahme durch die Deutsche Bank 2012 ein Wechselbad der Gefühle erleben. 2015 sah es kurzzeitig danach aus, als ob man wieder ein eigenständiges Unternehmen würde. Schließlich folgte die Kehrtwende: Seit Mai 2018 ist das frühere Postunternehmen vollständig in das Frankfurter Kreditinstitut integriert. Geblieben ist der Markenname „Postbank“, die offiziell als „Niederlassung der DB Privat- und Firmenkundenbank AG“ firmiert.

Aus der Sicht Ennengas ist die Deutsche Bank bei der Integration der Postbank „auf gutem Wege“. „Bei einer Fusion mit der Commerzbank hätte man ganz neu denken müssen“, sagte sie. Bei vielen Postbank-Mitarbeitern habe die Sorge bestanden, „dass sie die großen Leidtragenden einer Fusion gewesen wären“.

Als Teil des Gesamtbetriebsrats der Deutschen Bank ist Ennenga seit vergangenem Jahr in Gesprächen mit dem Konzern, bei denen es um das Personal in den produktnahen Bankbereichen geht. Von Bonn aus wird künftig der Bereich Privatkunden-Konto, Konsumentenkredite und Postdienstleistungen gesteuert, ebenso der Bereich Konto und Einlagen (Firmenkunden) sowie Zahlungsverkehr. Aufgaben wie Baufinanzierung, Investmentprodukte und Versicherungen werden hingegen von Frankfurt aus koordiniert. Wer in diesen Bereichen bisher in Bonn tätig war, muss aber nicht zwangsläufig an den Main umziehen. „Unser Ziel ist, die Umzugsquote so gering wie möglich zu halten“, erklärte Postbank-Sprecher Alexander Adler.

Mit rund 3300 Beschäftigten vor Ort ist die Postbank für die Bundesstadt nicht nur ein großer Arbeitgeber, sondern auch ein Schwergewicht unter den Gewerbesteuerzahlern. Ein Abzug zentraler Funktionen nach Frankfurt würde die Stadt deshalb schmerzhaft treffen, nachdem bereits Haribo den Firmensitz in die Grafschaft verlagert hat. Zudem zieht die Zurich-Versicherung mit ihrer Zentrale im Herbst nach Köln. Bonner Kommunalpolitiker wie der Finanzausschussvorsitzende Werner Hümmrich (FDP) sind deshalb erleichtert über die Absage der Fusion zwischen Deutscher Bank und Commerzbank. „Das ist gut für Bonn“, sagte Hümmrich, selbst Manager bei der Sparkasse Köln-Bonn. „Aus meiner Sicht war die Debatte um eine Fusion ohnehin vor allem politisch motiviert.“

Oberbürgermeister Ashok Sridharan (CDU) nahm die Absage der Fusion ebenfalls als gutes Zeichen. „Damit verbessern sich die Aussichten, dass es bei der Postbank keine nennenswerten Stellenverlagerungen zum Nachteil unserer Stadt geben wird“, betonte Sridharan.

Betont gelassen hinsichtlich der Integration in die Deutsche Bank gab sich Roman Eberle von der Gewerkschaft Verdi, der in NRW den Fachbereich Finanzdienstleistungen betreut. „Entschieden ist noch nichts“, sagte er mit Blick auf die mögliche Verlagerung von Arbeitsbereichen von Bonn nach Frankfurt. Eberle verwies auf eine bis 2021 geltende Kündigungsschutzregelung. Bundesweit arbeiten nach Angaben Adlers noch 19 600 Beschäftigte für die Marke Postbank. Mehrere tausend weitere Mitarbeiter, die im früheren Postinstitut beschäftigt waren, sind inzwischen im Backoffice, also außerhalb des Bank-Kerngeschäfts, für beide Marken tätig.

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