Porträt von Elke Büdenbender Eine politische First Lady

Bonn · Elke Büdenbender hat mit dem Amtsantritt ihres Mannes Frank-Walter Steinmeier als Bundespräsident ein ziemlich hartes Ehrenamt übernommen. Zuvor hatte sie ein beruflich völlig eigenständiges Leben als Verwaltungsrichterin.

Ein eingespieltes Team. Man kann sich das wunderbar vorstellen: Elke Büdenbender und Frank-Walter Steinmeier sitzen zu Hause in Zehlendorf am Frühstückstisch und diskutieren über Politik, über Bildungschancen, über die Gefahren von Rechtspopulismus, über Demokratie. Der eine will die Meinung des anderen hören, ehrlich. Diesen Eindruck jedenfalls vermittelt das Ehepaar Büdenbender/Steinmeier in dieser Vormittagsstunde in kleiner Runde. Elke Büdenbender ist nun seit dem 19. März dieses Jahres First Lady des Landes, wie die Frau des Bundespräsidenten gemeinhin genannt wird. Sie hatte bis dato ein beruflich völlig eigenständiges Leben als Verwaltungsrichterin, aber jetzt, da ihr Gatte erster Mann im Staate ist, verzichtet sie auf Beruf und Gehalt und wechselt stattdessen in ein reichlich fremdbestimmtes Ehrenamt. Das Amt des Bundespräsidenten ist dann doch zu groß, um es einfach nur von der Seitenlinie zu beobachten. Die 55 Jahre alte Juristin, seit 1995 mit Steinmeier verheiratet, wird in ihrer neuen Rolle viel lächeln, viel zuhören müssen, aber auch zahlreiche Impulse geben wollen. Manchmal zupft sie ihren Mann auch am Ärmel, wie unlängst in Israel, wenn Steinmeier schon zum nächsten Programmpunkt eilen will, dabei aber vergessen hat, sich zu verabschieden.

Der Weg an die Staatsspitze war nicht vorgezeichnet, weil das Leben von Politikern ohnehin nicht planbar ist. Und manchmal kommen schicksalhafte Zeiten dazwischen. Im Sommer 2010 zog sich Steinmeier für mehrere Wochen aus der Politik zurück, als er seiner damals schwer kranken Frau eine Niere spendete. Es gibt eben auch ein Leben, das in bestimmten Abschnitten wichtiger als Politik ist. Doch längst hat die Politik Steinmeier wieder – nebst Gattin.

Das Amt der First Lady bringt viele Termine und Verpflichtungen mit sich. Wer Büdenbender zuhört, hat keine Zweifel, dass das Politische auch Teil ihres Lebens ist. Unlängst hat sie von Daniela Schadt, Lebensgefährtin von Amtsvorgänger Joachim Gauck, die Schirmherrschaft für die Deutsche Kinder- und Jugendstiftung (DSKJ) übernommen. Büdenbender möchte auch dieses Ehrenamt dazu nutzen, um sich Jugendlichen in der Zeit des Übergangs von der Schule ins Berufsleben zu widmen. Vor Kurzem besuchten Büdenbender und Steinmeier das Oberstufenzentrum Handel eins in Neukölln, nach den Worten von Büdenbender Europas größte Berufsschule. Die Telekom bestücke hier ganze Klassen. Diskussion über Europa, über Demokratie, auch über den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan. Sie habe versucht, den jungen Menschen klarzumachen, dass Demokratie nicht selbstverständlich sei, nicht vom Himmel gefallen, dass sie immer wieder erarbeitet werden müsse. Gleichgültigkeit sei Gift für die Demokratie, habe sie gesagt. Denn wer gleichgültig sei, der kämpfe auch nicht mehr.

Das große Thema Europa und seiner Institutionen, so findet Steinmeier (und Büdenbender nickt), sei beispielsweise im Lehrplan ihrer Tochter so gut wie nie vorgekommen. Da hätte vielleicht doch mal ein Demokratielehrer vorbeischauen sollen. Aber vorerst ist der Terminplan voll. Büdenbender hat noch ein Ehrenamt übernommen: Sie ist nun auch Schirmherrin des Müttergenesungswerkes – quasi automatisch. Dies sei immer die Frau des Bundespräsidenten – kleine Pause – oder eben die Bundespräsidentin selbst. Sie hat die Lacher im Raum auf ihrer Seite. Kann ja noch werden...

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