USA/Deutschland Die heimliche First Lady Ivanka Trump

Berlin · Ivanka Trump spürt die Stimmung in Berlin auf und will ihrem Vater berichten: Über deutsche Frauen- und Familienpolitik.

 „Ich lerne viel“: Ivanka Trump am Dienstag in Berlin.

„Ich lerne viel“: Ivanka Trump am Dienstag in Berlin.

Foto: AP

Tischkarten können helfen. An diesem 17. März, einem Freitag, hat sich Ivanka Trump einen kleinen Vorteil verschafft. Sie platziert sich beim ersten Besuch von Angela Merkel beim neuen US-Präsidenten direkt auf dem Stuhl neben der Bundeskanzlerin. Die junge Frau hat einen nicht zu unterschätzenden Vorteil: Der Präsident ist ihr Vater.

Mit der deutschen Regierungschefin kommt Ivanka Trump, mittlerweile auch als „First Daughter“ geläufig, schnell über das duale Bildungssystem in Deutschland ins Gespräch. Trump, Unternehmerin mit eigener Modemarke und zugleich Beraterin des US-Präsidenten, möchte es kennenlernen. Merkel lädt die Trump-Tochter nach Deutschland ein. Und weil es so gut passt: Der Weltfrauengipfel (W20) in Berlin, den Deutschland im Rahmen seiner G20-Präsidentschaft ausrichtet, fügt sich gut. Reden über Frauen als Unternehmerinnen. Dazu ein Besuch bei der Siemens-Niederlassung in Berlin. Und ein wenig Geschichte darf auch nicht fehlen: eine Führung durch das Holocaust-Mahnmal.

„Ich bin noch ganz am Anfang. Ich höre zu, ich lerne viel.“

Ivanka Trump sagt auf der Bühne des W20-Treffens, wieder mit Merkel an ihrer Seite, zu ihrer Rolle als „First Daughter“, also der Ersten Tochter des Landes, sie sei „bis hierher auf einer spannenden Reise“. Vieles sei neu: „Ich bin noch ganz am Anfang. Ich höre zu, ich lerne viel.“

Es wird in diesen eineinhalb Stunden Öffentlichkeit während des Weltfrauengipfels nicht sehr klar, ob da die analytisch scharfsinnige Beraterin des US-Präsidenten sitzt oder vor allem jemand, der einen besonders privilegierten Zugang zum mächtigsten Mann der Welt hat. Na gut, sie habe „die Kritik in den Medien“ – Gemurmel im Saal – über ihren Vater gehört.

Aber ihr Vater sei vom Potenzial der Frauen tatsächlich überzeugt und auch davon, dass diese im Beruf das Gleiche leisten könnten wie Männer. Wer das nicht glaube: Ihr Vater habe ihr alles ermöglicht. „Es gab keinen Unterschied zwischen mir und meinen Brüdern.“ Vielleicht doch. Die Tochter gilt als Lieblingskind ihres Vaters. Und weil Präsidentengattin Melania weiter in New York wohnt und lebt, wird Ivanka Trump inzwischen als heimliche First Lady beschrieben. Einflussreich als erste Einflüstererin des Präsidenten – gemeinsam mit ihrem Ehemann Jared Kushner, ebenfalls Berater im Weißen Haus. An diesem Paar kommt kaum jemand vorbei, der bei Donald Trump Gehör finden will.

Ivanka Trump fliegt jedenfalls Linie nach Berlin

First Daughter oder First Lady? Ivanka Trump fliegt jedenfalls Linie nach Berlin. Ihren Rollkoffer zieht sie am Flughafen Tegel selbst. Ein kurzer Stopp im Hotel Adlon, wo sie wohnt. Umziehen für den Weltfrauengipfel. Businesseleganz. Keine Schnörkel.

Bundeskanzlerin Angela Merkel dürfte bei ihrem Besuch im März in Washington gespürt haben: Ein guter Draht zu dem narzisstisch veranlagten neuen US-Präsidenten könnte auch über Tochter Ivanka gelegt werden. Trump berät Trump.

Und so sagt die Präsidententochter in Berlin, sie werde ihrem Vater berichten, was sie hier gelernt habe. Zum Beispiel die Elternzeit: „In den USA gibt es keinen bezahlten Urlaub zu Gunsten von Familien.“ Was nicht ist, kann noch werden. Aber das sagt Ivanka Trump nicht.

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