Kommentar zur CDU Auf in den Kampf!

Meinung · Die Sehnsucht nach einem Neustart in der CDU mag groß sein. Doch der Zauber des Neuanfangs kann sich schnell verbrauchen. Am Ende schätzt die Partei nämlich Geschlossenheit mehr als ihr der Kampf Spaß macht.

Dann also auf in den Kampf! Die CDU, über Jahrzehnte zuverlässiger Kanzler(in)-Wahlverein, entdeckt sich gerade neu. Und staunt über sich selbst. In diesen Tagen wird in der CDU mit allen Mitteln gekämpft – in Hinterzimmern, am Telefon, in E-Mails. Solche Schlachten kannten bislang nur die Grünen. Und die SPD. Es geht um nichts weniger als um die Vorherrschaft in der Regierungspartei, was etwas später auch die Macht im Land bedeuten könnte.

Wolfgang Schäuble, der einst verhinderte Kanzlerkandidat und 2000 in der Parteispendenaffäre gestolperte CDU-Chef, macht Stimmung für Friedrich Merz. Als Bundestagspräsident wäre er zur Neutralität verpflichtet, doch Schäuble spielt sein Spiel. Es ist auch späte Rache an Angela Merkel, zu der er stets ein ambivalentes Verhältnis hatte. Wirtschaftsminister Peter Altmaier hält dagegen, wirft Schäuble „Dammbruch“ vor und wirbt selbst für Annegret Kramp-Karrenbauer.

Die Lager sind aufgestellt, aber die Claims noch nicht vergeben. In der CDU tobt ein nie gekannter Machtkampf um die Parteispitze. Es wird ebenso eng wie es nun zum Schluss auch schmutzig geworden ist. Doch die Delegierten sollten sich von Wahlempfehlungen ihrer Parteioberen nicht leiten lassen. Die Sehnsucht nach einem Neustart mag groß sein. Aber der Zauber des Neuanfangs kann sich auch schnell verbrauchen. Am Ende schätzt die CDU Geschlossenheit sehr viel mehr als ihr der Kampf Spaß macht. Machtperspektive und Geschlossenheit stehen manchmal im Widerspruch zueinander. Die CDU bekommt das gerade schwer zu spüren.

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