NRW-Bauminister Michael Groschek 120.000 neue Wohnungen für Flüchtlinge

Bonn/Düsseldorf · Wohnungsknappheit bestand in einigen Städten von Nordrhein-Westfalen schon vor der Flüchtlingskrise. Der Zustrom aus dem Nahen Osten und Afrika verschärft die Suche nach bezahlbarem Wohnraum zusätzlich. 200.000 Wohnungen fehlen, schätzt das NRW-Bauministerium.

 120.000 neue Wohnungen müssen in NRW gebaut werden.

120.000 neue Wohnungen müssen in NRW gebaut werden.

Foto: dpa

Für die dauerhafte Unterbringung von Flüchtlingen in Nordrhein-Westfalen müssen in den kommenden Jahren 120.000 neue Wohnungen gebaut werden. Diese Zahl nannte NRW-Bauminister Michael Groschek (SPD) am Freitag in Düsseldorf. "Ausbau statt Rückbau wird für viele Städte die Perspektive sein", sagte der Minister.

Das Ministerium rechnet mit 400.000 Flüchtlingen die in diesem und nächsten Jahr in NRW. Daraus ergebe sich landesweit ein Bedarf von 200.000 neuen Wohnungen. 80.000 leerstehende Wohnungen sollen den Bedarf zum Teil abdecken. Die 120.000 fehlenden Wohnungen müssten neu gebaut werden. Im Oktober kalkulierte das NRW-Ministerium noch mit der Zahl von 50.000 neuen Wohnungen.

Finanzielle Anreize und gelockerte Bauvorschriften sind Groscheks zentrale Säulen im Wohnungsneubau. Um private Investoren anzulocken, will Groschek Förderdarlehen und Tilgungsnachlässe gewähren, Planungsverfahren vereinfachen und mehr Geschosse als bisher zulassen. Auch neues Bauland für neue Stadtviertel müsse geschaffen werden. Unter anderem soll geprüft werden, ob nicht mehr benötigt Industrie- und Gewerbeflächen für den Wohnungsbau genutzt werden können.

Groschek forderte zu einem Umdenken beim Hochhausbau auf, um nicht zu viele Flächen zu verbrauchen. "Das Stadtquartier kann nicht nur horizontal, es kann und muss vielleicht auch häufiger in der Vertikalen gedacht werden", sagte Groschek. Eine Ghettobildung will das Ministerium aber ausdrücklich vermeiden. Die städtebaulichen Fehler der Nachkriegszeit dürften sich nicht wiederholen.

Das forderte auch der Bund Deutscher Baumeister, Architekten und Ingenieure NRW (BDB) am Freitag in Bonn. "Wir dürfen nicht die gleichen Fehler machen wie beim Wohnungsbau der 50er und 60er Jahre", sagte Ernst Uhing aus dem Vorstand des BDB-Landesverbands NRW. Er fürchte sonst die Entstehung sozialer Brennpunkte durch "Flüchtlingsinseln". Wohnraum für Flüchtlinge müsse Bestandteil von Quartiersentwicklung sein. "Wir brauchen menschenwürdige Unterkünfte", sagte Uhing. "Wenn Integration funktionieren soll, dann muss auch die Qualität von Flüchtlingswohnungen stimmen."

Dies könne jedoch nur geschehen, indem das Land den öffentlichen Wohnungsbau stärker als bisher fördere. NRW erhalte jährlich 800 Millionen Euro Fördergelder für den Wohnungsbau, festgeschrieben auf vier Jahre. "Wichtig ist aber eine Verstetigung der öffentlichen Förderungen über 2017 hinaus", sagte Uhing.

Die Bereitstellung preiswerter Grundstücke sei ein weiterer Dreh- und Angelpunkt für den Wohnungsbau, ergänzte Gabriele Richter vom BDB.NRW. "Bund und Land haben hier eine besondere Verantwortung", sagte sie. Zudem machten überzogene Standards, eine Erhöhung der Grunderwerbssteuer und immer neue Vorschriften, wie etwa die Energieeinsparverordnung das Bauen komplizierter und teurer.

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