Der ewige "Comandante" Chávez wird einbalsamiert

Caracas · In Venezuela haben zahlreiche Staats- und Regierungschefs aus aller Welt an der Trauerfeier für Hugo Chávez teilgenommen. Darunter waren Raúl Castro aus Kuba, Evo Morales aus Bolivien und Mahmud Ahmadinedschad aus dem Iran.

 Venezuelas Staatschef Hugo Chávez wird seinem Land über den Tod hinaus erhalten bleiben. Foto: David Fernadez

Venezuelas Staatschef Hugo Chávez wird seinem Land über den Tod hinaus erhalten bleiben. Foto: David Fernadez

Foto: DPA

Auch die Staatschefs von Kolumbien, Ecuador, Uruguay, Honduras, Peru und Mexiko waren in die Hauptstadt Caracas gereist.

Der feierliche Trauerakt am Freitagmittag (Ortszeit) begann mehr als eine Stunde später als angekündigt und wurde im Fernsehen live übertragen. Das nationale Symphonieorchester und ein Chor stimmten in der Militärakademie Fuerte Tiuna die Nationalhymne des Landes an. In der Mitte des Raumes stand der mit einer venezolanischen Fahne bedeckte Holzsarg von Chávez, auf den unter tosendem Applaus der Trauergäste ein Schwert gelegt wurde - "das Schwert Simón Bolivars", des lateinamerikanischen Freiheitshelden, verkündete der Sprecher im Fernsehen.

Die EU-Länder waren überwiegend durch ihre Botschafter vertreten, die USA schickten einen Abgeordneten und einen Ex-Parlamentarier der Demokraten. Insgesamt wurden nach Angaben der venezolanischen Behörden 50 Delegationen von Staats- oder Regierungschefs angeführt. Brasiliens Präsidentin Dilma Rousseff und Argentiniens Präsidentin Cristina Fernández de Kirchner, die bei der Totenwache für Chávez dabei waren, waren schon vor der Trauerfeier wieder abgereist.

Chávez soll seinen Anhängern erhalten bleiben: Der an Krebs gestorbene Staatschef wird einbalsamiert und in einem gläsernen Sarg aufgebahrt. "Das Volk soll ihn wie Ho Tschi Minh, Lenin und Mao Tsetung ewig präsent haben können", sagte Vize-Präsident Nicolás Maduro am Freitag.

Nach der Trauerfeier sollte Maduro noch am Freitag offiziell als Interims-Präsident vereidigt werden, wie Parlamentspräsident Diosdado Cabello ankündigte. Chávez hatte den 50 Jahre alten früheren Busfahrer und Gewerkschafter als seinen Nachfolger auserkoren. Maduro, der lange Zeit Außenminister war, soll bei den Neuwahlen in spätestens 30 Tagen als Spitzenkandidat der Vereinten Sozialistischen Partei Venezuelas (PSUV) ins Rennen gehen.

Die staatliche Wahlkommission sei angewiesen worden, einen Zeitplan auszuarbeiten, berichtete die Tageszeitung "El Nacional". Der Wahlgang solle dem Bericht zufolge im April stattfinden, als mögliche Termine wurden der 14., 21. und 28. April genannt.

Die Chávez-Gegner wollen ihren Kandidaten nächste Woche nach Ablauf der siebentägigen Staatstrauer nominieren, wie der Vertreter des venezolanischen Oppositionsbündnisses MUD in den USA, Pedro Mena, der Nachrichtenagentur dpa in Miami sagte. Erste Wahl sei der Gouverneur des Bundesstaates Miranda, Henrique Capriles Radonski. Der 40-Jährige hatte im Oktober die Präsidentenwahl gegen Chávez verloren. Auch Caracas' Oberbürgermeister Antonio Ledezma komme infrage. "Es wäre ein Fehler zu glauben, der Chavismo sei mit Chávez' Tod am Ende, vielmehr ist er quicklebendig", meinte Mena.

Chávez war am Dienstag im Alter von 58 Jahren an den Folgen eines Krebsleidens gestorben. Er wurde in der Militärakademie aufgebahrt. Nach Angaben der Regierung machten sich zwei Millionen Venezolaner auf den Weg, um ihm die letzte Ehre zu erweisen. Vor der Akademie bildeten sich kilometerlange Schlangen. Durch eine Glasscheibe im Sarg können seine Anhänger einen letzten Blick auf den "Comandante" werfen. Er trägt eine Militäruniform und ein rotes Barett. Maduro kündigte an, dass die Menschen eine weitere Woche Gelegenheit haben werden, sich dort von ihm zu verabschieden. Nach der Einbalsamierung solle der gläserne Sarg im Militärmuseum aufgestellt werden.

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