Stabsoffizier André Wüstner Der 39-Jährige ist neuer Vorsitzender des Bundeswehrverbandes

BERLIN · Es ist die Chance für einen grundlegenden Generationenwechsel: Seit Mittwoch hat der Deutsche Bundeswehrverband (DBwV) einen neuen Vorsitzenden: Oberstleutnant André Wüstner.

 Vertritt die Interessen der Soldaten: André Wüstner.

Vertritt die Interessen der Soldaten: André Wüstner.

Foto: dpa

Der 39-Jährige folgt dem Veteranen des Bundeswehrverbandes, dem 62-jährigen Oberst Ulrich Kirsch, der nach fünfjähriger Amtszeit den Vorsitz abgegeben hatte. Kirsch wurde von den fast 200 Delegierten mit viel Applaus verabschiedet. Bundesverteidigungsminister Thomas de Maizière lobte bei der Jahrestagung den ausscheidenden Vorsitzenden: "Bei aller Kritik und allen Diskussionen: Das Herz schlägt für eine gemeinsame Sache."

Etwas Weiteres unterscheidet den neuen Vorsitzenden (er wurde mit rund 96 Prozent Zustimmung gewählt) von seinem Vorgänger: Wüstner hat starke und konkrete persönliche Erfahrungen mit Auslandseinsätzen der Bundeswehr gemacht. Der verheiratete Vater von zwei Kindern war im Kosovo. In Afghanistan war er als Vorgesetzter für das Leib und Leben der ihm unterstellten Soldaten verantwortlich. Seine bisherige Laufbahn bei der Bundeswehr habe ihn "gut auf die Aufgabe vorbereitet", sagte de Maizière zu dem neuen Vorsitzenden des Interessenverbandes.

Der gebürtige Oberfranke, der im rheinland-pfälzischen Montabaur wohnt, gehört der Bundeswehr seit 1994 an. Er gilt als ein Muster einfühlsamer Rede. Auf einer Trauerfeier zur Würdigung eines während der Vorbereitung auf einen Auslandseinsatz ums Leben gekommenen Bundeswehrsoldaten sagte er: "Seelsorge und das Band der Kameradschaft sind maßgebliche Stützpfeiler in derart traurigen und belastenden Situationen." Zwar sei das öffentliche Interesse an einem Truppenunfall weniger ausgeprägt als bei Todesfällen im Einsatz. Aber ihm gehe es vor allem um die Frage, die Fürsorge auf relativ hohem Niveau in der Bundeswehr zu erhalten. Die Versorgung dürfe nicht zu einer "Worthülse" werden. Und Seelsorge sei für die Bundeswehr im Auslandseinsatz eine Selbstverständlichkeit.

Der neue Vorsitzende hat bei seinen internationalen Einsätzen vielerlei Erfahrungen gesammelt. Als Dozent für das Zentrum für Innere Führung in Koblenz stellt er sie vor. Er hat sich die Schwerpunkte "Menschenführung, Betreuung und Fürsorge" ausgesucht. Als Gastredner war er zu diversen internationalen Tagungen an der Bundeswehr-Akademie in Hamburg eingeladen. Seit fünf Jahren leitet er das höchste Beteiligungsgremium der Bundeswehrsoldaten: den Gesamtvertrauens-Personalausschuss der Bundeswehr. Seit 2009 war er stellvertretender DBwV-Vorsitzender.

Der Stabsoffizier Wüstner weiß, dass die Probleme über die Auslandseinsätze weit hinausgehen. Die Truppe ächzt immer noch unter den Folgen der Bundeswehrreform und der Abschaffung der Wehrpflicht.

Verteidigungsminister de Maizière machte auf der Jahresversammlung allerdings auch klar, dass es keine Reform der Reform geben werde.

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