Kommentar zum EU-Beschluss Das Plastikgabel-Verbot ist nur der Anfang

Meinung | Bonn · Ab 2021 dürfen in der EU bestimmte Plastikprodukte wie Einweggeschirr und Strohhalme nicht mehr verkauft werden. Doch das weltweite Plastikmüllproblem kann nicht in Europa gelöst werden, kommentiert GA-Redakteur Kai Pfundt.

Auch der längste Weg beginnt mit kleinen Schritten. Die europäischen Staaten haben sich mit ihrem Verbot bestimmter Kunststoff-Einwegprodukte und den anderen in der Plastikstrategie formulierten Maßnahmen zumindest in Bewegung gesetzt. Wenig zu tun ist besser als gar nichts.

Genauso klar ist jedoch, dass der Verzicht auf die Kunststoffröhrchen bei Wattestäbchen, Einwegteller und Kunststoffbesteck die globale Plastikmüllflut nicht substanziell eindämmen wird. Dafür spielen die europäischen Staaten als Müllproduzenten eine viel zu geringe Rolle.

Die größten Massen an Kunststoffabfällen, die nicht recycelt werden, fallen woanders an: Vor allem und mit weitem Abstand vor allen anderen Staaten in China. Aber auch Schwellenländer wie Indonesien, die Philippinen oder Vietnam produzieren gewaltige Mengen an Plastikmüll, der nicht wiederverwertet oder sachgerecht deponiert wird und somit in die Weltmeere gelangen kann.

EU geht mit gutem Vorbild voran

Dass besonders in sich entwickelnden Volkswirtschaften gigantische Müllmengen anfallen, ist nicht verwunderlich: Einerseits entstehen hier Konsum- und damit Wegwerfgesellschaften. Die Menschen wollen ihren neuen Wohlstand genießen und damit nichts anderes als ihre Zeitgenossen in den Industriestaaten.

Andererseits steht die Entwicklung kostspieliger Systeme für das Abfallmanagement erst einmal ganz hinten auf der Prioritätenliste in diesen Ländern. Das Plastikmüllproblem kann deshalb nicht in Europa gelöst werden. Sondern nur dann, wenn in den betreffenden Staaten ein Bewusstsein für das Ausmaß der Schäden entsteht, die die Müllflut verursacht.

Umso besser, wenn die EU mit gutem Vorbild vorangeht. Einen noch größeren Beitrag würde Europa allerdings leisten, wenn es aufhören würde, den hier entstehenden Plastikdreck zu exportieren. Ob die Abfälle in den Zielländern nämlich in irgendeiner Form wiederverwertet oder wenigstens sachgerecht deponiert werden oder ob sie einfach in den nächsten Fluss geschüttet werden, kann letztlich niemand kontrollieren.

China hat völlig zurecht die Mülleinfuhr untersagt. Die eigenen Abfälle einfach in anderen Staaten abzukippen und sie zuvor auch noch um die halbe Welt zu schippern, ist das Gegenteil von verantwortungsbewusstem Handeln.

Der beste Plastikmüll ist jedoch der, der gar nicht erst entsteht. Hier fängt die Verantwortung jedes Einzelnen an. Es ist oft nicht mehr nötig als ein kleines bisschen Nachdenken und die Bereitschaft zum Verzicht auf ein kleines bisschen Bequemlichkeit.

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